Der nachfolgende Artikel aus Spiegel Online beschreibt eine Realität. Waren die klassichen Auswanderwellen der letzten zwei bzw. drei Jahrhunderte geprägt von wirtschaftlichen, politischen oder eher religiösen Gründen so würde ich mittlerweile eher vom "Berufswandertum" sprechen. Qualifizierte Fachkräfte haben weltweit entsprechende Möglichkeiten. Internationale Kooperation und Mobilität haben entsprechend zugenommen. Bereits ab dem Studium oder als sogenannte "Stage" oder "Praktikantenaufenthalte" werden junge Auszubildende mittlerweile dazu eingeladen sich internationale Erfahrungen anzueignen. Firmen sind weltweit ansässig. Der klassiche deutsche Kanada Auswanderer ist entweder während der großen Depression oder nach dem zweiten Weltkrieg nach Kanada gekommen. Ausgenommen Teile der jüdischen Immigration, logischerweise.
Diesbezüglich gibt es übrigens interessante Beobachtungen: die Ende der Vierziger oder Anfang der Fünziger Jahre ausgewanderten Deutschen haben ihre politischen und gesellschaftlichen Werte beibehalten und manche sind, meinen Beobachtungen zufolge, im "Damals" stehen geblieben und sehen oder sahen ihre Heimat in einem "romantisch verklärten" Licht. Im Gegensatz zum heutigen "Berufsauswanderer" waren sie wohl auch - mehr oder weniger - gezwungen damals ihre Heimat zu verlassen und für sie gab es dann auch oft kein Zurück mehr. Durch die Abkopplung von ihrem Herkunftsland konnten sie zudem Veränderungen und Weiterentwicklungen in der deutschen Gesellschaft kaum mitbekommen. Die aktuellen Kommunikationsmittel existierten nicht und ein Langwellensender mit Deutschlandfunk war lange das Höchste der Gefühle. In ihrer "Wertvorstellung" sind sie also oft bei den gesellschaftlichen Werten und der Ordnung ihrer damaligen Zeit schlichtweg stehen geblieben. Dies hat mit den heutigen polyglotten, professonellen Weltenbummlern kaum mehr viel zu tun. Laut Statistik kehrt übrigens auch einer von zwei französischen Einwanderern innerhalb von 10 Jahren wieder nach Frankreich zurück. Es ist für viele, vor allem für die Europäer also, oft ein Aufenthalt auf Zeit, eine Lebenserfahrung und irgendwann geht es halt wieder weiter. Oder zurück.Deutsche entpuppen sich als "Ich bin nur mal kurz weg"-Auswanderer
Berlin - Viele gehen weg, aber die meisten kommen auch wieder zurück. Von schätzungsweise 122.000 Deutschen, die zwischen 1996 und 2006 in europäische Länder auswanderten, sind inzwischen 95.000 wieder in Deutschland. Das entspricht einer Rückwanderungsquote von 78 Prozent.
Trotz Netto-Verlusten von 12.000 Personen bei den Wissenschaftlern und 6000 bei den Technikern müsse bei Rückwanderungsquoten von 74 beziehungsweise 77 Prozent in diesen Gruppen eher von einer beruflichen Zirkulation gesprochen werden, da es sich vorwiegend um eine temporäre Auswanderung deutscher Fachkräfte handle.
Schweiz ist das wichtigste Zielland
Das sogenannte Brain Drain - eine Abwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften - sei dagegen in den Gruppen Führungskräfte und Gesundheitsberufe zu verzeichnen. Von ihnen kehrten nur etwa ein Drittel der ursprünglichen Auswanderer nach Deutschland zurück.
Die Autoren verweisen darauf, dass etwa die Hälfte der deutschen Auswanderer einen Hochschulabschluss besitzt - während dies nur für 29 Prozent der Gesamtbevölkerung gilt.
Die Schweiz stellt laut Untersuchung mit jährlich etwa 22.000 Auswanderern mit Abstand das wichtigste Zielland deutscher Migranten dar. Es folgen die USA mit etwa 14.000 deutschen Auswanderern. Weitere wichtige Zielländer seien Österreich und Polen mit jeweils 11.000, Großbritannien mit 10.000, Spanien mit 8000 und Frankreich mit 7000 deutschen Auswanderern pro Jahr.
böl/dpa-AFX