Am nächsten Morgen gings früh los (schon wieder - welch URLAUB ....) und der Himmel war bewölkt und es fing an leicht zu regnen. Jetzt sollte der große Akt mit dem Grenzübertritt von Gods own country runter nach Mexiko kommen. Ach ja, unser Campground war exakt 300 Meter von der realen Grenze entfernt. Was haben die Amis da aufgebaut?? Eine Mauer.
Die braune Mauer und die darunterliegende Kontrollstrasse sind klar zu erkennen.
Überall fahren die Jungs von der „Border Control“ rum. Morgens auch über den Campground und direkt vor unserer Nase vorbei. Somit bauen die Amis genau sowas wie die ehemalige Zonengrenze wieder auf. Wir hätten ihnen also 1989 den ganzen 500 km langen Zaun UND die Berliner Mauer verkaufen können. Da ist Deutschland ein lukratives Geschäft entgangen. Zurück zum Grenzübergang. Wir hatten ja Motorräder mit kalifornischen Nummernschildern, Versicherung, mexikanischer Zusatzversicherung und eine schriftliche Erklärung des „Besitzers“ (Doug), ebendiese Bikes legal benutzen zu dürfen. Trotzdem gab es die Frage des Touristenvisas und des Einfuhrstempels für die Kisten usw.. Wir näherten uns also ehrfürchtig gespannt dem Grenzübergang und bereiteten uns auf einen längeren Aufenthalt mit Schriftkram usw. vor. Es kam ein Schlagbaum, der ging hoch, wir fuhren durch. Nach 100 Metern hielten wir vorsichtshalber mal an und sahen uns um. Wir waren in Mexiko. Thats it??? Keine Grenzer weit und breit. Baja? Coole Sache. All die Panik und filigrane Vorbereitung „ummasonst“. Aber lieber so als andersrum. Nach Geldwechseln bzw. Abheben mit EC Karte – wie viel Pesos sind nochmal ein Dollar, Euro, kanadischer Dollar????? – und Tankstop – was kostet nochmal ein Liter und wie viel Pesos sind das jetzt wieder???? Und was heißt jetzt schnell wieder „volltanken“ auf Spanisch??? – fuhren wir gen Süden. Nach ca. 50 km dann auf einer Steigung die erste Begegnung mit der Dritten Art. Auf Warnschildern wurde eine Militärkontrolle angezeigt. Mexikanisch, d.h. 1 km angezeigt, dann drei km gefahren, dann 500 m angezeigt, noch zwei km gefahren, dann 100 m angezeigt, nochmal einen km gefahren. Dann kam’s aber: Vollsperrung, Jungs in grauen Felduniformen, keine besondere Kennzeichnung, Gesicht schwarz vermummt, Kampfhelm auf dem Kopf und automatische Waffe im Anschlag. Einer kommt auf dich zu, zwei andere sichern mit gezückter Knarre im Hintergrund. Hoppla. Kurzer Blick ins Gepäck – alles klar. Weiter fahren. Nun ja, ist das jetzt beruhigend oder eher nicht??? Abwarten. Wir fuhren dann erst mal sobald möglich runter von der asphaltierten Straße und ab ging’s ins Niemandsland. Nach gefühlten zwei Stunden auf irgendwelchen Eselspfaden kamen wir an einen Punkt der zum ersten Mal auf unserer Karte verzeichnet war. Wir hatten wieder eine grobe Orientierung. Es ist einfach der Hammer: man kann an nahezu jeder x-beliebigen Stelle rechts oder links in die Pampa fahren und es gibt tausend Pfade. Überall Pferdeäpfel übrigens. Die scheinen diese Wege mehr zu frequentieren. Nachdem wir uns endlich mal orientieren konnten kamen wir auf eine Piste welche meiner Meinung nach so ca. 50 km Richtung Süden ging und dann auf eine befestigte Straße stoßen würde. Das war unser erstes Ziel. Nach ca. 5 km kam eine erneute Begegnung mit der dritten Art. Aber diesmal wurde es ein wenig krasser. Wir sahen eine Kreuzung ca. 500 km vor uns und ein Warnschild. Dann setzte sich ein getarnter Hummer hinter uns in Bewegung und schloss uns den Weg zurück ab. Vor uns tauchten wieder die maskierten Jungs mit der Knarre im Anschlag auf und weiter vorne schob sich ein getarnter Hummer auf den Weg. Falle. Cool bleiben und keinen Blödsinn jetzt. Anhalten. Absteigen. Gepäck öffnen. Ähnliches Szenario wie zwei Stunden vorher, einer checkt, die anderen sichern, Sturmgewehr anschlagsbereit aber auf den Boden zeigend. Ausgebaute Stellungen mit Sandsäcken. Ein Hummer vorne, Einer hinten. Der junge Soldat guckte sich ein wenig unser Gepäck an, fragte wozu die Isomatte diene und signalisierte mir, dass es seiner Meinung nach angemessener wäre sich auf größeren und befahreneren Straßen fortzubewegen. Ich versuchte ihm zu erklären, dass wir Piste fahren wollten und in diese Richtung etc. Danach konnten wir weiterfahren. Ich muss zugeben, dass mich auch diese Begegnung nicht gerade fröhlich gestimmt hat.
Das Bild habe ich mir aus dem Netz runtergeladen. Mir war es während der Kontrollen nicht danach Bilder zu schiessen.
Was mich irritierte ist die Tatsache das die Militarios vermummt sind (um von den Narcos nicht wiedererkannt zu werden)und keinerlei Hohheitsabzeichen tragen. Einfach graue oder olivgrüne Felduniformen.
Mal abwarten. Vielleicht ist der Boden hier doch zu heiß. Danach kam ein Wahnsinns Ritt durch die Pampa. Mal Sand, mal Schotter, mal eher alpiner Charakter, dann wieder Wüste. Es ging endlos hin und wir brauchten für die Strecke bestimmt zweieinhalb Stunden. Immer über Stock und Stein. Durch Schlamm, kleinere Pfützen, riesige Löcher, ausgewaschene Straßen, Felsblöcke, etc.. Im Grunde genommen, genau wonach wir gesucht hatten – aber doch kräftezehrend und einigermaßen anspruchsvoll. Vor allem mit unserem Gepäck.
Hier hat es auch noch gebrannt obwohl eh nicht viel wächst.
Wir stellten auch fest, dass wir langsamer fahren mussten da offroadfahren mit viel Gepäck extrem belastend für die Bikes und auch für die Fahrer ist. Da wir die Kräder nicht massakrieren wollten mussten wir, wohl oder übel, vorsichtiger und somit langsamer fahren.
Micha hat auch ständig mit seinem Gepäcksack gekämpft und auch bei mir verrutschte ständig die Packtasche hinten.
Gottseidank hatte der Zimmerer eine halbwegs taugliche Karte besorgt und wir konnten uns einigermaßen orientieren. GPS ging überhaupt nicht und meinen Kompass konnte ich nicht mehr finden. Sonne war keine zu sehen – stark bewölkter Himmel. Auf Himmelsrichtung zu fahren also nicht möglich. Aber die Piste ging immer einigermaßen gen Süden und schließlich und endlich kamen wir einem Kaff namens Ojos Negros raus.
Micha auf der Piste.
Wo da das Kaff dann letztlichz sein sollte war schwer zu erkennen. Ein paar ärmliche Buden und ansonsten breite Sandpisten. Ich war ziemlich fertig und wir wollten was essen gehen. In einer kleinen Bretterbude konnten wir dann frische Radieschen, Gemüse und jede Menge leckere Tacos essen. Die Getränke gab’s in Selbstbedienung aus dem Kühlschrank.
Dann kam der Regen. Wir wollten jetzt eigentlich am Nachmittag runter zur Pazifikküste und dort übernachten. Es regnete aber immer stärker und wir mussten in unserer Bretterbude immer weiter nach hinten rutschen da es überall rein regnete. Der „Koch“ versuchte verzweifelt sein Kabuff wasserfest zu machen und sein „Dach“ zu reparieren aber das war aussichtslos. Wir stellten fest, dass wir totales Schwein hatten denn hätte es eine Stunde vorher angefangen stark zu regnen wären wir da oben in den Bergen im Schlamm versunken und hätten uns wohl nur in den Dreck gelegt. Trotz guter Stollenbereifung ist bei Schlamm nichts zu machen.
Was tun?? Nach einigem hin und her, es wurde inzwischen schwärzer und schwärzer und regnete immer stärker, entschieden wir uns den Versuch zu unternehmen auf die andere Seite der Baja zu fahren. Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass das Wetter auf der Seite, also im Golf von Kalifornien, meistens besser sei und vor allem wärmer. An der einzigen Tanke in der Gegend trafen wir noch ein paar US Jungs und dann fuhren wir bei strömenden Regen zweieinhalb Stunden durch die Wüste und die Berge. Bisschen bizarr und gegensätzlich das Ganze. Micha verfluchte seine mangelhafte Ausrüstung. Während unserer Vorbereitung hatte ich tatsächlich geglaubt, ich bräuchte keine Regenklamotten. Ist ja schließlich `ne Wüste, oder?? Regnet es da vielleicht??? Es hat geschifft wie die Sau. Ich fühlte mich schon ein wenig an unsere Horrorregenfahrt von vor zwei Jahren erinnert und Micha verfluchte das Schicksal und die Baja. Oder zumindest den Regen.
Nach zwei bis drei Stunden im „Schei……..“ Regen hörte es tatsächlich irgendwann auf. Ich hatte bereits jegliche Hoffnung fahren gelassen. Wir trafen auf ein paar Racingteams welche sich für die bald stattfindende Rallye warmmachten. Noch ein Militärposten welcher uns durchwinkte und einmal Ersatzkanister dann waren wir in San Felipe. Nach diesem Tag benötigten wir dringend Bier. Das Wetter sah immer noch „Sch…..“ aus und wir fanden das fertigste Motel von ganz San Felipe. Aber 20 Bucks auf die Hand, Bikes fast im Zimmer und unter Dach. Micha trocknete seine Schuhe im Trockner und hängte die restlichen Klamotten am Bike auf.
Trotz der Mariachis in der Kneipe nebenan bin ich kurz nach 20 Uhr auf dem Bett eingeschlafen und habe bis 6 Uhr morgens geschlafen wie ein Stein. Wir haben noch nicht mal das Bier getrunken. Sagenhaft. Laut Micha hat es fast die ganze Nacht geregnet.
Mittwoch, 23. November 2011
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