Das Bildungsniveau der Einwanderer ist bei weitem höher als das der Durchschnittsbevölkerung. 51 % aller Immigranten haben ein Universitätsdiplom gegenüber lediglich 19 % der kanadischen Population. Trotz dieses Bildungsvorteiles belegen die Statistiken eine große soziale Unausgewogenheit und obwohl das kanadische Auswahlmodell als vorbildlich in der Welt gilt (will sagen: ich nehme nur gutausgebildete und junge Menschen oder Investoren und der Rest der Welt soll sich um Kriegs- und Katastrophenopfer, sowie Flüchtlinge kümmern). Also, trotz dieses Elitenauswahlmodells zeigt sich, daß diese Einwanderer a) ein geringeres Durchschnittseinkommen erzielen, b) eine deutlich höhere Arbeitslosenquote aufweisen (auch nach 10 Jahren), c) viele als sogenannte "working poor" gelten, d.h. in prekären Arbeitsverhältnissen und d) das viele Einwanderer in sogenannten "Armutssektoren" arbeiten (Restauration und Tourismus, Taxi, Hilfsjobs im Pflegebereich, Agriculture).
Die schlechteste Nachricht ist allerdings, daß sich dieser Prozess seit den 80er Jahren verschlimmert hat anstatt sich zu verbessern. Mit anderen Worten, wer jetzt nach Kanada einwandert hat deutlich schlechtere Aussichten als noch Immigranten in den 80er Jahren. Dies trifft allerdings nur auf einen Teilbereich zu, denn eine weitere Beobachtung des Berichts zeigt, daß es ganz klar Diskrimination gibt. Während westeuropäische Einwanderer (uff, nochmal Glück gehabt) relativ schnell und durchaus in der ersten Generation ein vergleichbares Niveau an Durchschnittseinkommen erreichen, ist dies bei afrikanischen, asiatischen, arabischen oder südamerikanischen Immigranten das komplette Gegenteil.
Viele bürokratische "Brandmauern" in Quebec verhindern oft den Zugang zu ganzen Berufszweigen. So werden, wie schon gesagt, zwar nahezu nur Akademiker ausgewählt, gleichzeitig gibt es aber 20 sogenannte "geschützte" Berufszweige in Quebec. Geschützt im Sinne von "zugangsbeschränkt" - u.a. Sozialarbeit, natürlich das komplette Gesundheitswesen (Ärzte, Krankenschwestern), aber auch z.B. Architekten, Ingenieure, Lehrer, usw.
Das bedeutet, wer aufgrund einer Ausbildung ausgewählt wurde und ein Visa erhalten hat, hat noch lange nicht das Recht oder auch nur die Möglichkeit, diesen Beruf dann auch tatsächlich ausüben zu dürfen. Von den ganzen anderen Problemen wie Sprachkompetenz (englisch, französisch), nichtvorhandener kanadischer Berufserfahrung, etc. pp., mal ganz abgesehen.
Viele Immigranten sind deshalb nach etlichen Jahren entweder sehr verbittert oder halten sich von Anfang an (sofern möglich) die Option offen, wieder in ihr Heimatland zurückzugehen. Ich habe unlängst mehrere Fälle im Büro kennengelernt wo die Betroffenen sich erstmal nur freistellen ließen oder de facto noch per Internet in ihrem Heimatland gearbeitet haben (Informatiker) oder sich mit dem Gedanken trugen in die USA oder sonstwohin zu gehen.
Freitag, 30. November 2012
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