Montag, 4. November 2013

Die "Kommunalwahlen" sind vorbei

Das System ist ja an sich sehr verworren. Es gibt, zum Einen, in Montreal keine wirklich stimmige territoriale Struktur. Die, vor Jahren, vorgenommene Reform "une Ile une Ville", also "eine Insel, eine Stadt", wurde von einer (mehrheitlich anglophonen) Protestbewegung hinweggefegt und hat die damalige Regierungspartei mitgerissen. Danach konnten sich die "reichen" Stadtteile ihre Autonomie sichern und die "armen" Stadtteile blieben übrig. Einige frankophone "Upperclass" Viertel sind auf den Zug aufgesprungen. Dies - und der restliche Kompetenzwirrwar zwischen der "Ville de Montreal", den sogennanten "Arrondissements" und den autonomen Kommunen (siehe oben) - sorgen dafür, das Montreal als Ganzes, gänzlich "unregierbar" ist.

Soweit dazu.

Dann gibts - im Gegensatz zu Deutschland, auch keine "vertikale" Parteienlandschaft. D.h. die federalen Parteien haben keine Ableger auf Provinz oder Kommunalebene - und umgekehrt. Also keine CDU Struktur welche sowohl im Bund, im Land und auch auf der kommunalen Ebene agiert sondern komplett (mehr oder minder) unabhängige Parteistrukturen - je nach Ebene.

Dann ist es noch so (wie in manchen deutschen Bundesländern - wenn ich richtig informiert bin), daß es keinen "zweiten Wahlgang" gibt. D.h. auch wenn keiner der Bürgermeisterkandidaten die absolute Mehrheit erringt, ist derjenige welcher die einfache Mehrheit hat gewählt. Das bedeutet für Montreal das der, meiner Meinung nach, inkopetenteste Kandidat (weil u.a. nachweislich korruptionsgefährdet, Ultrapopulist und Berufspolitikerschleimbeutel  ohne die leiseste Andeutung von "Programm") mit relativ knapper Mehrheit gewählt worden ist. Andere Länder, andere Sitten - muß man wohl akzeptieren. Jedenfalls ist er mit knapp 30 Prozent davongekommen. Die nachfolgenden Hauptkandidaten mit 26, 26 und 15 haben für den "Split" gesorgt. In einer Stichwahl hätte Coderre (Mister Populist ohne Programm) nicht den Hauch einer Chance.

Für Montreals Zukunft als Weltmetropole sehe ich somit leider eher Stillstand und Rückschritt als Avant Garde, Vision und Innovation.  Andererseits sind aber auch etliche lokale Bürgermeister mit gänzlich anderer Ausrichtung gewählt bzw. im Amt bestätigt worden obwohl die konservative Presse (La Presse, Journal de Montreal, Gazette) da ziemlich opponiert.

U.a. (natürlich) bei uns, auf dem sogenannten Plateau. Wie dem auch sei, das Leben geht weiter. Insgesamt bin ich nicht unzufrieden denn: zum neuen Bürgermeister in NDG (wo ich arbeite) habe ich einen ganz guten Kontakt und der Typ bei uns, im "Arrondissement Plateau" ist genial - meiner Meinung nach.




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