In Kanada stehen im Herbst Wahlen an. Federal - also Bundestagswahlen sozusagen - denn trotz aller Unterschiede sind Kanada wie auch Deutschland föderale Staaten. D.h. es gibt gesamtkanadische Kompetenzen (Bund) sowie Provinzkompetenzen (Land) (und danach dekliniert sich das, wie auch in Deutschland, immer weiter nach unten).
Jedenfalls haben meine Jungs und Mädels im Büro alle Kandidaten eingeladen und wir hatten letzte Woche den Kandidaten der "Sozialdemokratischen Partei" (NDP - komischer Name, ich weiß, aber sind mitte links und eher sozialdemokratisch angehaucht) zu Gast.
Heute war dann der amtierende Abgeordnete zu Gast - Liberale Partei - nicht zu verwechseln mit den deutschen Liberalen - FDP. Die kanadische Liberale Partei ist eher so eine Variante der CDU - ohne CSU und deren manchmal leicht rechtspopulistischen Einschlag.
Die federale Regierung wird aber momentan (noch) von der rechtskonservativen "Konservativen Partei" gebildet. Das wäre dann so wie die CSU, aber ohne deren pragmatischen Ansatz und mit Gauweiler als Boss. Oder FJS ohne dessen korrupte Intelligenz.
Jedenfalls kam da bei beiden Veranstaltungen das Gespräch auch immer auf Themen wie Umweltschutz, Flüchtlingskrise oder sogar bestehendes Wahlsystem. Und immer wurde Deutschland als Ideal angeführt. Bezüglich Umweltschutz sowieso, da geht nichts drüber - Germany over alles. Aber jetzt ist Deutschland sogar, über Nacht sozusagen, zum absoluten Musterland aufgestiegen. In der Flüchtlingsfrage: "Wenn die Deutschen das können, warum eiern wir Kanadier dann so armselig herum", "das deutsche Wahlsystem ist das Beste und Ausgewogenste", usw. etc. pp!
Der quebecer Bildungsminister hat letzte Woche angekündigt, daß Quebec auf das deutsche duale Ausbildungssystem umsteigen wird, da es nach übereinstimmender Expertenmeinung, das wohl beste und effizienteste in der Welt ist.
Da fällt mir, kurze Abschweifung, diese Anektode ein:
als ich 1996 meinen quebecer Führerschein machen mußte, (damals mußte man das noch machen, Auto wie auch Motorrad, heute wird das einfach umgeschrieben und anerkannt) hat mir der Prüfer am Anfang ewig den Text gegeben. "Alles transparent hier, Prüfung, klare Sache, etc. etc., wir haben Regeln" usw. - dann guckte er und fragte: "ach, sie sind aus Deutschland?" - "Genau".- "ja, dann kennen sie ja die Autobahn?" "stimmt" - "BMW, Mercedes, Porsche?" - "Genau" - "ja dann, gehen sie mal rein und holen sich ihren Führerschein an". Stereotypen halt - aber ich habe mich damals nicht beschwert!
In irgendeinem frankophonen Blatt (glaube ich jedenfalls) habe ich letzte Woche gelesen, daß die Deutschen nur so nett zu den Flüchtlingen seien weil sie endlich ihr verdammtes Naziimage loswerden wollten. Ich glaube aber eher, daß die deutsche Gesellschaft, die Bürger und der Staat, einfach pragmatisch denken - wie meistens. Junge Leute, Familien, gebildete Menschen kommen zu uns - größtenteils. Menschen welche Frieden, Sicherheit, ein Dach über dem Kopf und einen Job suchen. Und vor allem: eine bessere Zukunft für ihre Kinder. Diese Menschen haben nur Eines vor Augen, nämlich sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Sich in DEUTSCHE zu verwandeln.
Ein Land, eine Gesellschaft, welche zum Inbegriff eines gesamtgesellschaftlichen Ideals geworden ist, und das weltweit, kann durchaus ein bißchen Stolz darauf sein. Bravo.
Aber: jetzt kommt dann auch der Realitycheck - wir müssen den Flüchtlingen Sprachkurse anbieten (draufdrücken), sie begleiten, unterstützen, einbinden und fördern. Eingliederungsklassen in der Schule z.B. - also nicht isolieren sondern integrieren. Keine Ghettos bilden! Es hätt noch immer jutjejange!! Frei mit Angie: wir schaffen das. Davon bin ich überzeugt.
Mittwoch, 16. September 2015
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