Mittwoch, 30. Januar 2019

Ois Chicago - (minus) 35 Grad



Moin, 

ich habe gestern Abend nach dem Langlauf Tagesthemen geguckt und den Wetterbericht mitbekommen. 

Polare Luft in "the Midwest" der USA. Chicago erfriert. Kennen wir hier oben, weiter nördlich, auch ganz gut.  
Am Chalet hat es im Moment angeblich "nur" - 20 Grad. Montreal ist gemäßigt, auf dem Außenthermometer live in der Rue Cartier genau - 14,8 Grad. Das steht aber relativ geschützt bei mir am Fenster.  

Wir waren abends auf dem Berg. Die übliche Mittwochscrew. Oben hat es hat ein bißchen geblasen und da wird es dann schnell unangenehm - aber ansonsten alles im Rahmen. Die Klamotten sollten halt stimmen. 

Gefühlt so - 25 aber letztlich kein Thema.  Man gewöhnt sich an (fast) alles. Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad und ganz ehrlich, es ist bei weitem nicht so tragisch und dramatisch wie es sich anhört. 

Wenn man es gewohnt ist und Kälte und Winter die Norm sind, dann ist das eine Sache. Wenn natürlich außergewöhnliche Wetterphänomene, siehe Polarwirbel, auftreten ist das eine Andere. 

Am Montag war ich in einem Meeting und da habe ich erfahren, daß verschiedene Sprachkurse für hiesige Immigranten ausfallen müssen "weil die Teilnnehme bei extremer Kälte einfach Zuhause bleiben würden". Die gehen dann halt nicht mehr aus dem Haus!

Außerdem müssen wir im Herbst auch Informationsveranstaltungen anbieten damit sich Einwanderer rechtzeitig auf den Winter vorbereiten. Fragen wie: wo kriege ich richtige (und billige) Klamotten für die Familie her. Welche Schuhe braucht man? Wie geht das mit der Heizung - siehe offenes Fenster und sowas? Auto im Winter. Winterreifen sind z.B. eine relativ gute Idee.  

Es kann aber auch richtig "scheiße" gefährlich sein. Ich denke da an den Blizzard vom März letzten Jahres, da sind soweit ich mich erinnere ca. 20 Menschen umgekommen in der einen Nacht. Vor zwei Wochen ist die Mutter eines bekannten Quebecer Politikers, Gilles Duceppe, um 4 Uhr morgens erfroren weil es einen Feueralarm gegeben hat (unbegründet letztlich) und die alte Frau den Notausgang der Seniorenwohnanlage genommen hat, welcher nur von innen zu öffnen ist, und das im Nachthemd. Die Tür ist dann zugefallen und sie hat es nicht mehr zum Haupteingang geschafft. Bei minus 30 im Nachthemd läuft die Uhr.

Ich erinnere mich an einen Workshop bei mir im Büro, so gegen Mitte November, es ging natürlich um Arbeitssuche etc. - da fing es an ein bißchen zu schneien. So die ersten Flocken des aufkommenden kanadischen Winters (durchschnittliche Schneemenge Montreal: 280 cm, Quebec: 350cm, Chalet schätze ich mal auch so 350 cm). Jedenfalls fragte mich ein Mann aus einem afrikanischen Land "ob das öfter vorkommen würde"? 

Nu ja, da müssen wir mal von ganz von Vorne anfangen. Erst dachte ich, der will mich verarschen und macht einen Witz, aber nein, der meinte das tatsächlich Ernst. Er hatte vorher noch nie Schnee gesehen. 

Wir machen auch "Wintersport" Schnupperveranstaltungen und verteilen z.B. gebrauchte Schlittschuhe und alle Mögliche. 

Über Montreal als die fast ideale Wintersportstadt habe ich ja schon mal was geschrieben. Aber viele Einwanderer wissen nicht, daß man Langlauf machen kann ohne Ende. Es gibt überall Möglichkeiten zum Schlittschuhlaufen oder zum Eishockeyspielen. Man kann mit den Schneeschuhen unendliche Touren machen oder einfach nur Spazierengehen - geht auch. Aber man muß halt raus - die südliche Sonne Montreals (Breitengrad Mailand) ist spürbar kräftiger dieser Tage. Aber das sind eben kuturspezifische Lernprozesse. Viele können auch nicht schwimmen oder z.B. sind noch nie Rad gefahren. Unglaublich. 
Dabei sind es kostenlose Aktivitäten und z.B. die mitnahme von Sportgeräten im ÖPN ist ausdrücklich erlaubt (außerhalb der Rushhour).

Am Sonntag soll es fallende Temperaturen geben und so gegen Null gehen oder gar Plustemperaturen haben.  

Ich schau grade mal auf die Temperaturen von heute morgen und die Vorhersage: 

Montréal, QC Weather

Updated on Thu Jan 31 9:45 AM
-17°C
Feels like-30
A few clouds

Das wird mich nicht davon abhalten nachher mit dem Fahrrad zur Metro zu fahren. 

Alles ist relativ.




 

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