Mein Patensohn, Mr. Alex Loos, hat mir heute eine Anfrage geschickt und das betraf ein "braunes Hemd". Wir wissen ja alle, dass er sehr an der Geschichte des Dritten Reiches usw. und an der diesbezüglichen Geschichte unserer Familie interessiert ist. Eigentlich wollte ich ihm eine email Antwort schreiben, aber dann dachte ich das ich das vielleicht eher in den Blog stelle.
Öffentliches Interesse sozusagen.
Ja, es stimmt. Ich besitze einige Naziutensilien oder "Devotionalien" wie die richtigen Freaks das Nennen.
Die meisten davon sind einfach zufällige Sammler Objekte, z.B. der Schlüsselaufhänger mit Aufschrift "Adolf Hitler Platz 1" in Kulmbach - d.h. der heutige (und frühere) Holzmarkt. Der Vater hat irgendwann mal ein altes Stück Möbel verbrennen wollen und ich sah dann das Emblem und habe es abgeschraubt und seit knapp 25 Jahren hängen die Schlüssel in Montreal an einem Schlüsselanhänger von obiger Adresse. Das hat noch nie jemand gelesen oder bemerkt im übrigen - ist halt ein 30er Jahre Ding.
Unsere Oma Müller hat ja, bis zu ihrem Lebensende, immer gesagt "die Hitlerbrücke" obwohl das, seit was weiß ich wie vielen Jahren, die "Berliner Brücke" gewesen ist, über den Main, Richtung Blaich. Sie kannte das halt nur als "die Hitlerbrücke". Und der ehemalige und heutige Holzmarkt war dann halt mal ein paar Jahre lang der "Hitlerplatz". Kulmbach war ja damals "führend" in der Bewegung. Leider.
Wie dem auch sei - jedenfalls besitze ich in der Tat ein paar Nazi Insignien. Ich denke, dass Alle welche mich kennen und wenn auch nur 30 Sekunden, mich niemals "verdächtigen werden" irgendeiner Nazi Ideologie anzuhängen. Alter Schwede. No Way.
Aber ich bin ein Kind der Nachkriegsgeneration. Geboren 1960. Von ehemaligen Nazirichtern "zum Kriegsdienst" verurteilt. Ein Geschöpf einer Generation welche nach Antworten gesucht hat. Und genau wie Alex, sind wir immer noch, auf eine gewisse Art und Weise, fasziniert von dieser Vergangenheit.
Für die Tante, die Mutter, Vater, etc., war "der Krieg" und der Nazionalsozialismus ja immer noch präsent. Die waren traumatisiert als Generation, als junge Menschen, erschüttert, ernüchtert, enttäuscht, angeklagt - es war einfach furchtbar. Es muss furchtbar gewesen sein.
Ernsthaft: wer von uns ist schon mal auf einem Acker (Saugrube) von einer Spitfire angegriffen worden?
Aber, und jetzt kommt die Antwort auf die Frage von Alex:
wie kommt es, dass ich noch so Nazi Zeugs rumliegen haben?
Also, hier ist, was mir die Tante erzählt hat:
Die Wehrmacht hatte wohl jede Menge Lager. Nachschub, Klamotten, Essen, Munition, usw, usw.! Der Rest der Bevölkerung hatte - sprichwörtlich - nichts.
Eines dieser Ausrüstungslager befand sich - laut Tante - unten im Dorf, in Ködnitz - möglicherweise im "Hupfersaal".
Die Leute hatten nichts zu essen, nichts zum anziehen, es gab schlicht nichts was man gebrauchen hätte können. Als dann im März oder April 45 die US Truppen nach Franken kamen und uns befreiten und als die Wehrmacht sich "auflöste" bzw. vor den "Amis" flüchtete" und man alles weg warf was nach Nazis aussah, da haben die "Kengster" das Depot geplündert. Das war überall so in Deutschland - man hat sich geholt was man konnte, Klamotten, Essen, Kohle, egal.
Die Menschen haben alles mitgenommen was man sich eben so vorstellen konnte. Egal was. Was halt da war.
Unter anderem "U-Boot" Lederjacken und Hosen. Warum diese "Artikel" in einem Depot in Franken eingelagert waren entzieht sich jeglicher Logik. Logik war den Nazis eh eher fremd.
Fakt ist: ich besitze eine U-Boot Jacke und Hose der deutschen Marine und das war meine Motorrad Kleidung Anfang der 80er Jahre.
Das Zeug lag jahrzentelang rum und keiner hat es beachtet. In der Maschinenhalle übrigens. Praktisch, billig und relativ cool.
Das Braunhemd der HJ kommt direkt aus Tantes "Beständen". Neu. Ungetragen.
Aber das war es dann auch schon wieder.