Nachdem mich die Tagesthemen und das plötzliche Auftauchen von Schwesterchen in ebendiesen fast von meiner Eckbank gehauen hat, mußte ich zur Erholung das WE im Chalet verbringen. LOL.
Da geht im Moment einiges ab. Die meisten von der Heisinger Familie kennen ja die Location und es ist im Prinzip eine kleine Hütte mit Stromanschluss. Trinkwasser wird von der Quelle geholt und geheizt wird, prinzipiell mit Holz und Propan. Falls es sein muss denn normaler Weise reicht der Holzofen aus. Micha hat uns geholfen die Balkone auszuweiten und zu erneuern und vor allem haben wir damals das Metalldach drauf gemacht - das war schon eine Innovation.
Ansonsten nicht isoliert, es gibt kein wirklich benutzbares Bad. Also, wie man hier zu sagen pflegt, "3 season cottage". Winter "is nich" - außer für die "Hartgesottenen" (übrigens - 2 Grad am Sonntag morgen).
Die Gegend ist aber klasse, es ist privat, gemütlich, "ab vom Schuss" um es mit Vaters Worten auszudrücken und vollkommen unprätentiös. Auch sehr billig im Unterhalt, es fallen kaum oder wenig Steuern an, die sonstigen Gebühren sind überschaubar, es wird nicht rund um die Uhr geheizt. "Frisst kein Brot" (Vater)! Genau.
Es gab insgesamt vielleicht etwa 10 bis 15 Häuser welche etwas größer und mit besserem Standard waren, meistens direkt unten am See.
Einige der Hütten sind, oder waren sogar "verlassen" und brechen dann irgendwann in sich zusammen oder stürzen irgendwann ein. Sobald jemand länger als eine Saison sich nicht mehr kümmert, oder keine Erben da sind oder wie auch immer, dann ist das Ende vorbestimmt. So ist die Natur und die Natur in Kanada ist BRUTAL.
Die Hütte hier ist seit ca. 10 Jahren verlassen und wird demnächst mal den Hang runter krachen. Das Dach ist bereits teilweise eingebrochen, Wasser tritt ein, das Ende ist nah. Der Rest ist zu gewuchert und ich gebe der Hütte noch ein bis zwei Winter, dann ist "Schicht in Schacht".
Hier sieht es ebenfalls nicht gut aus, im Auto spielen die Eichhörnchen und die Kisten sehen verdammt verlassen aus. Beide.
Auch das Auto von Danny, ein Bekannter von meinem Nachbarn Mike, wird nie mehr aus dem Sumpf kommen - und fahren schon mal überhaupt nie mehr! Im nächsten Winter werde ich wieder mit den Skiern drüber laufen!
Das hier ist wirklich ein Jammer. Ein tolles Grundstück mit Zugang zum See, aber seit ca. 9 Jahren verlassen. Der Balkon ist eingestürzt, die Wände haben Wassereintritt - noch zwei Winter dann ist es irreparabel. Vielleicht ist es das jetzt schon. Es gibt auch richtige Freaks, wie z.B. der "Tree Haus" Typ. Anscheinend hat er seinen Kampf "against the law" doch noch verloren und das Projekt soll angeblich abgerissen werden bzw. er muss es "Rückbauen" da es illegal und ohne Genehmigung errichtet wurde. Mal schaun. Schade, ist toll gemacht. Ich finde es schlicht klasse! Total zurückgezogen, total unzugänglich. Geil.
So sieht oder sah das aus am Forest Lake, im Großen und Ganzen.
Aber jetzt kommt die neue Welle und es wird gekauft, renoviert, investiert und gebaut - wie blöd. Covid Zeiten - die Leute wollen im Land bleiben und einen Fluchtort haben.
Das z.B. ist nur die Garage. Das Haupthaus ist doppelt so groß. Oben kommen Gästezimmer rein mit Balkon nach Süden und zum See hin. Das alte kleine Chalet wurde aufgekauft, dann weggerissen, riesige Landbewegungen fanden statt, das Terrain musste um ca. 50 cm aufgeschüttet werden wegen Überschwemmungsgefahr usw. - der Hammer. Richard investiert da bestimmt so im unteren aber immerhin sechstelligen Bereich.
Das wird auch ein riesen Bunker. Am See - direkt. Die Fenster sind noch nicht "raus geschnitten" - das wird aber bestimmt kein "Heustadel".
Dieses Haus, mit zugegeben toller Sicht und viel Land, hat vor ca. 10 Jahren mal knapp 140000$ CAN gekostet. Im Moment gehen solche Häuser über den Tisch für ca. 250000$. Wenn die dann noch ausgebaut werden, oder angebaut und "aufgerüstet" usw. dann wird es irgendwann auch mal `ne halbe Million sein.
Das heißt die Zeit der "Schnäppchen" und dergleichen geht auch bei uns am Forest Lake zu Ende. Langsam, aber sicher. Und vielleicht geht dann auch ein wenig von dem Flair verloren. Das Flair des "wer will da schon hin" oder "wer möcnte da schon sein", an der "Pfütze" wie es mal jemand bezeichnet hat weil der See so mini ist - im Vergleich zu den Quebecer Prestigeecken. Die Heisinger Gang kennt ja den "Lac de trente et un mille". Der ist halt ca. 25 km lang und RIESIG. Dagegen ist unsere "Pfütze" etwas größer als der Fichtelsee, aber viel mehr auch nicht. Aber gerade das fand ich immer so cool denn da gibt es keine Motorboote oder Seadoos usw. - die Pest schlechthin.
Der "lookout point" oben am Berg, wo Lili und ich mal ein "Teehaus" bauen wollen. Die Sonnenuntergänge sind spektakulär! Man hört das "Rauschen des "Canyions" und kann die Weite der Wälder erahnen.
Ich hoffe also, das uns unser kleines Paradies noch einigermaßen erhalten bleibt und vielleicht schaffen wir es ja noch das eine oder andere Grundstück um uns herum aufzukaufen um sicher zu gehen das der Wahnsinn nicht auch bis zu uns kommt. Im Prinzip bräuchten wir nur ein einziges Grundstück um sicher zu gehen, dass wir niemals direkte Nachbarn haben werden.
p.s. Brad`s Ganja Plantage gegenüber sieht nicht sonderlich eindrucksvoll aus. Vier Pflanzen pro Haushaltsmitglied sind theoretisch erlaubt und legal.