Es war heiß, es war ruhig - also sind wir (die Kinder und ich) mal kurz hoch in die Hütte gedüst.
Ein Sonntag an der Hütte, ein Montag am Rivière Rouge. Ein Dienstag am See.
Kilometer lange Sandstrände im Urtal des Rivière Rouge - und es ist als wäre man alleine auf der Welt, alleine auf diesem Planeten. Unglaublich. Einfach Phänomenal. Man kann es nicht erklären - man muss es erlebt haben um es zu verstehen.
Immer wenn ich im heiligen Tal der Algonquin ankomme finde ich es landschaftlich total beeindruckend. Natürlich schön und schön natürlich.
Es gibt Sonnenuntergänge wie im Film. Der Fluss, das riesige Urtal, die endlosen Strände. Und wir sind - scheinbar - alleine auf der Welt.
Wir gehen da immer, mit den Schwimmwesten "bewaffnet", ca. 500 Meter hoch, gegen die Strömung und lassen uns dann runter treiben. Das Ganze bei 40 Grad.
Ein paradiesischer Ort.
p.s. man kann zwar scheinbar "ewig" in den Fluss rein laufen aber links ist er dann schon ein paar Meter tief und hat auch gut Strömung. Zwei km weiter unten geht es durch den sogenannten Canyion und das wäre dann Lebensgefahr, bzw. Suizid. Weiter oben gibt es Treibsand, Strömungen und diverse Strudel - ebenfalls gefährlich.
Jedes Jahr sterben ein paar naive Schwachköpfe weil sie sich nicht informiert haben wo der Fluss gefahrlos ist und wo er lebensgefährlich sein kann. Das wechselt beim Rouge ca. alle 10 km.
Covid gibt es nicht mehr - wir sind scheinbar durch. Montreal ist tiefen entspannt, es herrscht ein herrliches und hoch sommerlich entspanntes Flair.
Man grillt, chillt, sitzt draußen und genießt den besten Sommer seit langen.
Gelegentlich passiert was, z.B. sah ich am Donnerstag, auf dem nach Hauseweg vom Büro, das komplette Cop Programm. Maschinenpistole im Anschlag, SWAT Kommando. Keine Ahnung was da los war.
Irgendwas geht hier immer.
Abends war ich mal "ornithologisch" unterwegs und bin bei Gelegenheit ein wenig mit dem Kayak im Park nördlich von Montreal rum gedüst. Bieber, Reiher, Wasserschlangen, jede Menge Enten und Wildgänse. Das ganze Programm. Sehr unterhaltsam und entspannend.
Am Wochenende sind wir dann noch Wandern gegangen mit Blick auf die Appalachen und Jay Peak am Horizont. Das ist dann schon Vermont. Danach schwimmen im Saint Lorenz. Der Fluss hat unten an der Badestelle unglaublich "Zug", d.h. wenn ich voll kraule bleibe ich gerade mal so auf der Stelle. Kernig.
50% aller Montrealer befinden sich gerade in ihren Chalets an den Seen oder Flüssen und wer sich noch in der Stadt aufhält der vergnügt sich eben so.
Wir setzen uns deshalb auch noch ein paar Tage ab an den See. Hochsommer ist angesagt - Wassertemperatur ca. 26 Grad.
Ach ja, noch ein Nachtrag:
Lili hat neulich im Chalet eine Kiste mit alten Klamotten von mir gefunden. Die hatte ich da seit 20 Jahren gebunkert und komplett vergessen. Jetzt trägt sie meine Jeans, mein uraltes Soundgarden T-shirt und ein Bandana vom Zimmerer. Das lag da auch noch irgendwo rum. Geiler Look. So ist sie dann zu der Party gegangen.
High concentrations of fine particulates are expected and will result in poor air quality.
Smoke from fires in Northwestern Ontario is currently resulting in poor
air quality. The air quality will improve gradually today.
Auch 800 km weiter südlich, d.h. New York, New England, kriegen sie den Rauch der Brände an der West Coast ab.
Und Luisas Wahlheimat in BC, Osoyoos, ist gerade von Flammen umzingelt und der Notstand wurde ausgerufen - Prost Mahlzeit.
Bild aus La Presse von heute.
Ich bin aber auch naiv, am Montag Abend habe ich mir den Sonnenuntergang von der Dachterrasse aus angesehen und mir gedacht, 'komisch, sieht aus wie in Peru'. In Peru sah man nämlich die Sonne häufig nicht aufgrund der permanenten Brandrodung in den Anden.
Ich konnte gestern mal eine Testfahrt mit einem Tesla machen. Ein Laptop mit 4 Rädern dran, sozusagen.
Genial. Sprachgesteuert, alles geht über die App, autonomes Fahren dabei, der Abzug und die Beschleunigung ist die Hölle, geile Reichweite. Beindruckend.
Ein phänomenales Auto. Leider ein bisschen teuer aber ich kann die Kiste mal für ein Wochenende Testfahren - danach will ich womöglich nie mehr etwas anderes fahren.
Ich kann nur sagen, dass sich die restlichen Autofirmen der Welt "anschnallen" sollten, Tesla ist ein geniales Fahrzeug und das Design ist ober cool - finde ich zumindest.
Autos waren für mich eigentlich immer nur ein Mittel um von a) nach b) zu kommen oder irgendwas zu transportieren aber der Tesla ist einfach der Hammer.
Die hohen Initial-kosten kann man hier über billigste Strompreise (ca. ein Euro pro 100km Kosten), Einsparungen bei der Wartung und Reparatur (kein Verbrennungsmotor, keine Einspritzung, kein Ölwechsel, etc.), eine um 50% reduzierte Steuer da umweltfreundlich (relativ) und durch staatliche Zuschüsse reduzieren.
Das müssen wir mal durchrechnen.
Bloomberg meint, die Deutschen Autobauer würden sich im Tiefschlaf befinden und die Zulieferbetriebe müssten sich auf einen krassen Strukturwandel einstellen.
The
flashing red light is coming from the car industry. German automakers
were dragging their feet over the shift to electric transmissions and,
with government support, pushing the claims of diesel as a baby step
toward lower emissions. The diesel scandal of 2015 brought that
head-in-the-sand strategy to an abrupt halt and triggered the
humiliating race to catch up with Tesla.
While
VW, Daimler and BMW have the resources to invest in the transition, the
same isn’t true for hundreds of small suppliers of transmissions,
pistons and tailpipes no longer needed in the electric era. With
batteries supplied from Asia and fewer staff needed to produce electric
cars anyway, at least 215,000 employees—about a quarter of the
industry’s jobs—will become obsolete by 2030 as the value-chain shifts
elsewhere, according to a study by the Ifo institute. For those that
remain, mastery of the internal combustion engine brings few advantages
in the effort to compete with Elon Musk and fend off threats from Apple
and Google.
Ein alter Bekannter aus Kulmbacher Tagen meinte neulich : 'wow, was für ein geiles Leben du hast'. Zwngs Blog usw. - aber ich mache ja keine Instagram oder Facebook Inszenierung.
Also fehleinschätzung seinerseits.
Mein Leben unterscheidet sich durch nichts, aber auch schon durch absolut nichts, von einem "normalen Durchschnittsleben".
Die meisten von Euch gehen jeden Tag zur Arbeit (online oder Büro). Mache ich auch.
Jeder hat so seine Probleme und seinen täglichen Kram, Versicherung, Steuer, Kredit, what so ever. Mache ich auch.
Die Familie, die Kinder, die Finanzierung, die Rente, wie auch immer.
Ich hocke halt nur auf einem anderen Kontinent - die Probleme bleiben die Selben.
Es ist nur scheinbar "exotisch" und klaro, es ist freilich geil da oben am See mit dem Kanu rum zu turnen oder am Fluss zu sein, aber das ist hier halt völlig normal.
Gut, das Wetter scheint es diese Jahr eher besser mit den "Kanadiern" zu meinen. Wir haben hier einen super Sommer mit wirklich angenehmen Temperaturen. Ganz im Gegenteil zu dem was ich aus Franken hören. Da ist es wohl eher nass - aber denken wir an die Trockenphasen der letzten Jahre dann sollten wir das relativieren können. Der Wald atmet auf. Alles hat ein Gutes meinte unsere Mutter.
Wetter mäßig gebe ich schon zu, dass wir dieses Jahr wohl besser dran sind. Allerdings nur wir hier im Osten Kanadas. Wir haben (bis dato) keine Extremtemperaturen zu erleiden und das ist echt komisch im Moment. Denn Quebec ist eigentlich das Land der klimatischen Extreme. Aber im Moment ist alles vollkommen normal. In den USA geht es "heiß her".
Und dann ist ja noch das proverb "no news, good news". Scheinbar sind Neuigkeiten tendenziell eher schlecht.
Also, no news, good news. Alles Gut.
p.s. außer natürlich dass die kanadischen Behörden massenweise "first Nation" Kinderleichen ausbuddeln. Tausende. Die kanadische Gesellschaft ist zutiefst erschüttert. Niemand möchte im Moment die kanadische Flagge raus hängen - außer auf Halbmast. Was für ein Grauen!
Die "Kirche" hat tausende von Kindern in Gulags misshandelt, ermordet und dann vergraben.
p.p.s. den Begriff "indigen" würde ich nicht mehr verwenden weil er eigentlich beleidigend oder herab würdigend ist - wir sprechen hier von a) first Nation oder b) Autochtone (Ureinwohner) und dann gibt es noch die Inuit und die Metisse - feine aber semantisch wichtige Unterscheidungen.
Wenn ich in meinem Blog vom Wetter spreche geht es normalerweise um einen Hammer Schneesturm oder um extreme Kältephasen. Aber es gibt auch das gegensätzliche Extrem, d.h. wahnsinnige Hitzeperioden.
In Montreal ist das meistens geprägt von großer Luftfeuchtigkeit da der Jetstream über den großen Seen viel davon aufnimmt und es dann zu - gefühlt - locker mal so 40 Grad kommen kann, auch Nachts. Die nächtliche Temperatur stagniert dann so zwischen 25 und 30 Grad Celsius und durch die extreme Luftfeuchtigkeit entsteht diese unglaubliche Schwüle (Humidex Faktor). Ebendieser Faktor ist für uns Franken sehr gewöhnungsbedürftig.
Dazu kommt am Tag die drückende und unglaublich intensive südliche Sonne (Breitengrad Mailand) und dann kann es BRUTAL werden. Aber: ich habe es noch nicht erlebt dass wir, sagen wir mal so im Extremfall, über gefühlte, also mit Humidex, 45 Grad gehen. Das ist dann schon unglaublich heiß und wenn man da z.B. aus einem einigermaßen klimatisierten Gebäude kommt, dann ist das so als würde man gegen eine Wand laufen. Die Stadt wird zum Backofen, heizt sich derartig auf, dass die Temperaturen auch Nachts nicht mehr "angenehm" sind. Selbst Gewitter ändern häufig nichts, insofern sie keine "Kaltfront" bringen (25 Grad) sondern bringen noch mehr "Dampf" und noch krassere Luftfeuchtigkeit.
Am Chalet, mitten in der Pampa und im Grünen, sind die Nachttemperaturen selten über 25 Celsius und häufiger gibt es so ca. 7 bis 10 Grad niedrigere Temperaturen als in der Stadt. In der Regel sind es angenehm kühle Nächte.
Wir hatten in der Tat schon ein paar heiße Phasen diesen Sommer, auch einen trockenen und sonnigen Mai aber was diese Woche an der Westcoast passiert ist hat es wohl in der meteorologischen kanadischen Geschichte noch nie gegeben.
Eine 25 Grad Celsius Anomalie!!! D.h. die Spitzenabweichung nach oben, im Vergleich zum 100 Jahre Durchschnitt, war 100%. Hunderte von Menschen sind am "sudden Death" gestorben. Es mussten riesige klimatisierte Notunterkünfte eingerichtet werden um den Menschen Schutz zu bieten.
Reelle 50 Grad sind - auf längere Sicht - nicht Überlebens fähig für den Menschen. Der sogenannte "Heat Dome" ging auch angeblich bis weit hoch Richtung Arktis. Dort sollten um diese Jahreszeit so ca. 0 Grad herrschen und keine 30.
Auffällig ist auch, dass die Hitzewellen früher im Kalenderjahr auftreten und länger bleiben. Die krassen Monate kommen ja erst noch: Juli und August.
Gott sei Dank hat sich der Jetstream wieder etwas in Bewegung gesetzt und die Hitzefront schiebt sich Richtung Saskatchewan und Manitoba.
Uns in Montreal bleibt das wohl erspart und wir gehen auf angenehme 25 Grad zu, so im Mittel über die nächsten Tage.
Alter Schwede, wenn das so weitergeht mit dem Klimawandel, dann Gnade uns Gott. Wenn der Permafrost der Arktis auftaut, das gespeicherte Methan freigibt, dann kann es nicht mehr weit sein bis zum Kipppunkt.
Weite Teile der USA erleben gerade eine historische Dürre und was wir in Franken vor drei oder vier Jahren gesehen haben war ja wohl auch irgendwie "historisch". Ein statisches Hochdruckgebiet über Deutschland.
Die Wälder geschwächt und geschädigt wie noch nie.
Reini hat damals gemeint er hätte noch nie in seinem Leben die Quelle am Reisighof so schwach fließen gesehen.
Schaun mer mal was uns dieses Jahr noch so bringt.
Und hier noch aus der SZ von heute:
USA und Kanada:Wenn Hitze gefährlich wird
Nordamerika
wird von einer enormen Hitzewelle getroffen. Und auch anderswo auf der
Welt ist es ungewöhnlich heiß. Doch wann werden hohe Temperaturen für
den menschlichen Organismus bedrohlich und was passiert dann im Körper?
Portland
im Bundesstaat Oregon im Nordwesten der USA ist normalerweise eine
Stadt mit ausgesprochen mildem Klima. Wer sich dennoch über das Wetter
beschweren möchte, kann allenfalls über den häufigen Regen klagen, vor
allem im Winterhalbjahr. Momentan aber werden die Stadt und mit ihr
große Teile der Westküste von Kanada und den USA von einer nie da
gewesenen Hitzewelle
getroffen. Der bisherige Allzeit-Hitzerekord für Portland lag bei 107
Fahrenheit, etwa 41,7 Grad Celsius. Am Samstag wurde er gebrochen, am
Sonntag erneut, am Dienstag nochmals mit unfassbaren 46,7 Grad. Die
Hitze ist so groß, dass Einwohner in gekühlte Gemeindezentren fliehen.
In Lytton, einem Dorf etwas weiter nördlich in der kanadischen Provinz
British Columbia, kletterte das Thermometer am Dienstag auf spektakuläre
49,6 Grad - absoluter historischer Rekord für Kanada. Es sind
Temperaturen, die kein Mensch über längere Zeit aushält.
Hinter
der Hitzewelle, die der US-National Weather Service in einem Bulletin
vom Sonntag "historisch und gefährlich" nannte, steht eine ungewöhnliche
Wetterlage, ein sogenannter Hitzedom oder eine sogenannte Hitzeglocke.
Man spricht auch von einer Omega-Lage, weil die Form der Strömung dem
griechischen Großbuchstaben ähnelt: Zwischen zwei Tiefdrucksystemen hat
sich ein Hochdrucksystem sozusagen verkeilt über dem amerikanischen
Nordwesten, was dazu führt, dass eine Art Blase warmer Luft lange
dort verharrt.
Allerdings ist es kein Zufall, dass nun
schon wieder ein Hitzerekord nach dem anderen fällt - Wetter gab es
immer, das Klima aber, vor dem es stattfindet, ist auf menschlichen
Zeitskalen neu. Zum einen treibt der Klimawandel
die Hintergrundtemperaturen hoch. Die Erde hat sich bereits um mehr als
ein Grad Celsius erwärmt, regional auch deutlich mehr. Das gleiche
Wettergeschehen hätte demnach vor 30 oder 40 Jahren entsprechend
niedrigere Temperaturen produziert.
Auch in Estland, Ungarn und Belarus wurden neue Hitzerekorde für den Juni erreicht
Hinzu
kommt, dass der Klimawandel auch Strömungsmuster prägen und dadurch ins
Wetter eingreifen könnte. Viele Forscher vermuten, dass der Jetstream,
das Band von Höhenwinden, geschwächt wird, das normalerweise stetig von
West nach Ost rund um die Arktis weht. Denn weil sich die Arktis viel
stärker erwärmt als mittlere Breiten, schwindet der
Temperaturunterschied, der ein Treiber des Jetstreams ist. Statt Hochs
und Tiefs zügig weiterzuschieben, kann er dann öfter so wie jetzt große,
stehende Wellen schlagen - so können sich Omega-Lagen festsetzen, und
warme Luft aus dem Süden kann weit nach Norden schwappen. "Dabei gibt es
eine ganze Reihe von Faktoren, aber wir verschieben mit dem
menschgemachten Klimawandel die Wahrscheinlichkeiten, und zwar nicht zu
unseren Gunsten", sagt Dim Coumou vom Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung und der Vrije Universiteit Amsterdam.
"Hitzeglocken, wie sie jetzt in Teilen der USA auftreten, können viel länger andauern."
Auch
andere Teile der Welt wurden in den vergangenen Wochen von Hitzewellen
erfasst. In Estland, Ungarn und Belarus wurden neue Juni-Hitzerekorde
erreicht. In Saskylach im äußersten Norden Sibiriens, weit innerhalb des
Polarkreises, wurden am 20. Juni 31,9 Grad gemessen. Anfang Juni
erlebten auch der Nahe und Mittlere Osten eine Hitzewelle, die mit
Temperaturen teils jenseits von 50 Grad etwa in Iran, Kuwait, Oman und
Pakistan neue Rekorde für den Monat setzte.
Laut einer 2020 in Science Advances erschienenen Studie
wird schon heute immer häufiger in einzelnen Regionen die
Toleranzgrenze des menschlichen Körpers überschritten, was den
kombinierten Wert von Hitze und Luftfeuchtigkeit angeht. Demnach könnten
Teile der Welt noch früher als angenommen tatsächlich zeitweise
unbewohnbar werden, wenn nicht entsprechende Anpassungsmaßnahmen
ergriffen werden.
Denn
eigentlich ist die körpereigene Klimaanlage des Menschen ziemlich
ausgereift. Im Laufe der Evolution dünnte sich bei den menschlichen
Urahnen die Behaarung aus, sie bildeten immer mehr Schweißdrüsen. Bis zu
fünf Millionen davon sind über die Haut verteilt - mehr als bei allen
anderen Primaten - und sondern Schweiß ab. Wenn dieser verdunstet, wird
dem Organismus Wärme entzogen. Eine bessere Kühlleistung ist kaum
möglich, allerdings ist es dafür wichtig, den Schweiß nicht gleich
abzuwischen. Eine populäre Theorie unter Evolutionsforschern besagt,
dass die menschlichen Vorfahren aus der Savanne sich auch deshalb
gegenüber ihren Mitbewerbern durchgesetzt haben, weil ihr Kühlsystem
überlegen war. Stundenlang konnten sie im Dauertrab Tiere durch die
Steppe jagen, die zwar schneller waren als sie, aber irgendwann
überhitzt zusammenbrachen.
Doch auch der
Mensch kommt an seine Grenzen, jenseits der physiologischen
Körpertemperatur von 37 Grad wird es anstrengend - eben wie jetzt unter
dem Hitzedom an der Pazifikküste. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit und
ausreichend Flüssigkeit lassen sich zwar sogar 50 Grad ein paar Stunden
lang aushalten, bei hoher Luftfeuchtigkeit kommt das Cool-down-System
des Menschen aber bereits bei 40 Grad nicht mehr mit, und die
Wärmeregulation versagt. Es droht der Kollaps.
Verschiedene
Fühler im Körper melden die Außentemperatur an das Gehirn, wo neuronale
Netzwerke zwischen Hypothalamus, Hirnstamm und anderen Regionen bei
Bedarf die körpereigene Kühlung hochregulieren. Wann diese Schwelle
erreicht wird, ist innerhalb gewisser Grenzen individuell
unterschiedlich. Gefährlich werden hohe Temperaturen dem Organismus auf
mehrere Arten - Ärzte der Universität Hawaii haben 2017 gleich 27 Arten
beschrieben, die zum Hitzetod führen können.
Eine
erhebliche Gefahr besteht darin, dass bei großer Wärme mehr Blut als
sonst in die oberflächlichen Hautbereiche geleitet wird. Die Venen
erweitern sich, was zwar der Kühlung zugutekommt, doch die Umverteilung
kann anderswo im Kreislauf zu Mangeldurchblutung führen, sodass wichtige
Organe wie Herz, Hirn, Lunge, Leber und Darm geschädigt werden.
Infarkt, Schlaganfall, Leberversagen und Darmentzündung können die
Folge sein.
Steigt die Körpertemperatur auf 40 Grad oder mehr, droht ein Hitzschlag
Weil
sich das oberflächliche Venennetz in der Hitze weitet und verstärkt
Schweiß abgesondert wird, benötigt der Mensch zusätzlich Flüssigkeit. Er
muss mehr trinken. Das belastet den Organismus, das Herz muss verstärkt
arbeiten, was gerade für ältere Menschen zur Gefahr werden kann. Zudem
ist oftmals ihr Durstgefühl gestört, sie merken es gar nicht, wenn
Flüssigkeitsmangel droht. Ein Teufelskreis, denn dadurch werden wiederum
andere Körperfunktionen beeinträchtigt.
Wenn
der Körper die Kühlleistung nicht mehr aufrechterhalten kann, steigt
die Körpertemperatur auf 40 Grad oder mehr - ein Hitzschlag droht. Jetzt
sind nicht nur Herz und Kreislauf durch zusätzliche Arbeit gefordert,
sondern die Hitze wirkt sich direkt auf Gewebe und Moleküle aus.
Hormone, Neurotransmitter und Botenstoffe des Immunsystems reagieren nur
noch träge oder stellen langsam ihre Funktion ein. Aufgrund der
Mangeldurchblutung womöglich bereits in Mitleidenschaft gezogene Zellen
werden geschädigt; besonders der Darm reagiert darauf empfindlich, und
Zellen sterben ab. Diese zytotoxische Reaktion führt zur Freisetzung
giftiger Substanzen, was wiederum Entzündungen entstehen lässt, den
Körper zusätzlich belastet und ihm Energie raubt. Übermäßige Hitze kann
neben Herzkreislaufleiden diverse Organschäden und Atemwegserkrankungen
begünstigen. Besonders Alte und Vorerkrankte sind gefährdet.
Im
August 2003 kamen bei einer Hitzewelle in Europa bis zu 50 000 Menschen
um, besonders in Frankreich. Eine ungeheure Zahl, die jedoch verblasst
angesichts aktueller Warnungen der WHO. Sie prognostiziert 250 000
zusätzliche Hitzetote - und zwar jedes Jahr.