Jeder sucht - irgendwie und scheinbar - die Freiheit. Was immer das auch bedeuten mag. Die Covid Pandemie hat wohl einen unglaublichen Run auf Wohnmobile ausgelöst. Jeder will raus, will seine Freiheit haben und das ganze mit dem kompletten Luxusprogramm. Also von wegen keine Toilette oder Küche.
Soziologisch betrachtet sind - meiner Meinung nach - die Biker mit Zelt, bzw. die Fahrradfahrer mit Zelt, auf der pavlowschen Camping Skala, ganz weit unten. Sie übernachten auf Zeltplätzen, zwengs Dusche und Toilette usw. und weil man mit dem Kocher was kochen kann, etc.. Oder sie haben ein Zelt dabei. Haben ja wohl die meisten von uns schon mal gemacht oder erlebt.
Wer dann einen Van hat ist schon mal privilegiert. Da geht immerhin fast eine Matratze für zwei Personen rein.
Dann gibt es aber auch die absoluten "Warriors" - d.h. Nissan oder Toyota Pickup oder Jeep mit Zelt auf dem Dach - anstelle der Taliban Maschinengewehre.
Möglicherweise auf der Flucht, nicht zwingend, aber höchst wahrscheinlich.
Eine Familie mit - meiner Meinung nach - neu geborenen Baby. Zelt auf dem Dach. Das Fahrzeug bis unter das Dach voll geschlichtet. Sehr merkwürdig.
Die nächste Stufe ist sicherlich der gute alte Kult Bully. In Quebec als VW Westphalia ein absolut gesuchtes und verehrtes Kulturgut. Jeder Quebecer muss einmal im Leben mit dem VW Westphalia von Quebec nach Kalifornien gefahren sein - oder von Kalifornien aus nach Quebec - sonst sind sie keine richtigen Quebecer.
Ob das dann der alte, luftgekühlte 4 Zylinder Motor ist, oder der Turbodiesel oder der T3 und dann der T4, ist egal. VW Westphalia ist Kult. All over the world. Der Bully ist das Maß aller Dinge. Zeitlos.
Jetzt kommen aber die neuen Camper dazu, d.h. Ducato, Citroen, Peugeot, Mercedes Sprinter, Ford in Nordamerika, etc. - je nach Ausbau so zwischen 40 bis 70 Tausend Euro. Eigentlich alle so irgendwie baugleich und auf der selben Plattform basierend. Mal etwas längerer Radstand, mal etwas kürzer. Aber das macht - scheinbar - einen großen Unterschied aus. Mir ist das im Prinzip total wurscht - aber bei den Bikes kommt es ja auch auf die Kubik an und wie viel PS usw. - also ist es auch wieder vollkommen normal. Irgendwie.
Natürlich kommen diese Hightech Camper mit kompletter Innenausstattung und allen "Schikanen" - Lili hat mich neulich gefragt was das bedeuten soll? - "mit allen Schikanen" - keine Ahnung. Die Redewendung habe ich womöglich vom Vater, oder?? Das sage ich eigentlich immer wenn ich meine "mit allem Luxus", mit "allem Drum und Dran". Schikane ist aber eigentlich eher negativ - keine Ahnung wo das herkommt. Wie dem auch sei. Mit "allen Schikanen" also.
Wer sich dann so was leisten kann muss theoretisch auf der Einkommensnahrungskette schon etwas weiter oben stehen.
Aber das ist erst der Anfang, der Einstieg in die Szene. Und viel weiter werde ich auch nicht gehen können, denn dann wird es irgendwann absurd, abstrus, monströs und irgendwie auch pervers.
Die Holländer hier auf dem Bild, hatten ihre Kiste vorher minimal schräg gesetzt, keine 5% Steigung. Hat aber dazu geführt, dass sie einen halben Vormittag damit verbracht haben die Mühle wieder raus zu bekommen. Gut, der Typ konnte scheinbar auch wirklich nicht fahren ....
Riesige Motorhomes welche bei der kleinsten Schieflage es nicht mehr schaffen weiter zu fahren. Gigantische Spritverbrennung - gigantische Lastwagen mit unglaublichem Ressourcenverbrauch - in jeder Beziehung.
Da fängt dann, langsam aber sicher, der Wahnsinn an.
Mit Schlafanzug. Das ist aber alles noch weit entfernt vom nordamerikanischen Wahnsinn. Da hängt dann hinten am Motorhome noch der Pickuptruck dran bzw. man zieht noch ein Boot hinterher. Was zur Folge hat, insofern man so ein Teil z.B. mietet, dass man nie mehr in die Innenstädte fahren kann und somit immer auf gigantischen, vollen und entsetzlich lauten Stellplätzen stehen muss. Wow! Geile Idee von Freiheit.
Persönlich bleibe ich wohl eher beim Bike mit der Zahnbürste - oder meinem Chalet am See.
Oder man macht das und weicht auf ein anderes Element aus:
Bekannte von uns - bei Kehlheim - wohnen, leben und arbeiten jetzt auf ihrem Boot.