Gestern Nachmittag hatte ich noch ca. 30 Grad und vorhin, bei der Ankunft in Montreal, waren es dann genau -9 Grad Celsius.
Ein krasser Temperatursturz. In Newark war es zwar bereits frisch aber bei weiten nicht so kalt wie in Quebec. Wir sind ja leider über "Amiland" geflogen und das kann - zumal in Covid Zeiten - ziemlich kompliziert sein.
Überhaupt ist alles extrem kompliziert: wir brauchten u.a.:
a) den Impfnachweis (vollständig geimpft) und zwar nicht den aus Quebec sondern den kanadischen - da gibt es unterschiedliche Versionen
b) einen negativen PCR Test
c) eine ausgefüllte Einreiseerklärung auf der APP des Handys mit allen Nachweisen.
Ich hatte - aus versehen - den falschen (nicht gültigen) Impfstoff angeklickt und musste deswegen vorhin bei der Einreise zur "Sonderkontrolle", konnte dann aber nachweisen, dass ich Biontech bekommen hatte und das wurde dann anerkannt. Ois guat.
Ansonsten: was für ein Trip. Was für ein Land.
So langsam könnte ich mich an Guatemala gewöhnen - also so mal einen Monat hier und da. Vorgestern Nacht hat man nichts als die gewaltige Brandung des Pazifiks gehört und gestern Nachmittag sind wir an aktiven Vulkanen vorbeigefahren - bei 35 Grad Hitze.
Alle 10 Minuten haut es eine Rauchwolke raus und nachts kann man die Lava erkennen. Beeindruckend.
Die Abendstimmung am Lac Atitlan war sensationell. Rechts ist der San Pedro auf welchen ich hoch gewandert bin. Immerhin über 3000 Meter hoch.
Vom Lac Atitlan sind wir hoch in die recht kühlen Berge gefahren - auch auf über 3000 Metern und ich bin da seit langem mal wieder reiten gegangen. Auch geil, zwei Stunden auf dem Hochplateau herum zu spazieren, auf dem Gaul und sich die Lage mal vom Rücken eines Pferdes ansehen - auf verlorenen Pfaden und an wirklich armen Menschen vorbei.
Mir wurde bei dem Ausritt wieder gnadenlos klar wie arm doch Teile der Gesellschaft in Guatemala sind. Die Campesinos beharken ihre Felder noch manuell und man sieht Pflüge mit Ochsengespannen - wie in Bayern vor 100 Jahren. Es gibt keinerlei Landmaschinen, kaum Traktoren, moderne Pflüge oder sonstige Technik. Die Kinder scheinen nicht in die Schule zu gehen sondern müssen offensichtlich mit den Eltern auf dem Feld arbeiten um nicht zu verhungern. Für Edukation bleibt da scheinbar nicht viel Platz - eines der Grundprobleme der Menschen dort.
Der ungebildete Arbeiter verdient in Guatemala im Schnitt 100 Quezales am Tag - das sind 14 $ CAN oder ca. 10 Euro. Da es keine 7 Stunden Tage gibt verdient der Landarbeiter also ca. einen Euro die Stunde. Falls er Glück hat. Somit kostet die Arbeitskraft in Guatemala de facto - nichts bis hin zu sehr wenig.
Ach ja, in unserem 'Reiterdomizil' habe wir die Bekanntschaft von Nigel und seiner Filmcrew machen dürfen - ein ganz witziger Typ. Er macht so promotion für die lokalen Tourismusbehörden.
Am Tag darauf sind wir von der Bergen nach Semuc Champey gefahren, bzw. war das der Plan. Aber am späten Abend hat uns das Wetter (und technische Probleme an einem Bike) einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir mussten, angesichts des starken Regens, der einsetzenden Dunkelheit und der brutal aufgeweichten und rutschigen Pisten unserer Kisten stehen lassen. Wir hätten den letzten Teil nicht mehr fahren können - das wäre grob fahrlässig gewesen. Wir hatten ja auch ein bzw. zwei, nicht so erfahrene Kollegen dabei.
Wir konnten die Bikes in einem Hotel parken und sind dann - sehr abenteuerlich - hinten auf einem Pickup, durch den nächtlichen Dschungel transportiert worden.
Eben nach Semuc Champay. Das ist einer der sieben oder acht größeren Touri Attraktionen in Guatemala. Ein wirklich toller Ort - der reißende Fluß verschwindet plötzlich in unterirdischen Fels Kanälen und es gibt ganz ruhige Wasser Bassins zum Baden und, zum Teil, auch zum Canyoning.
Wir haben uns das am Tag von oben angesehen und danach sind wir - bei tropischer Luftfeuchtigkeit - runter zum Baden. Es gibt zwei oder drei Hotels (mit Hütten oder Lodges) und es sind einige wenige Rucksacktouristen vor Ort aber wir waren fast die einzigen "Gringos" - der Rest der Besucher waren ausschließlich Einheimische.
Covid hat weite Teile des guatemaltekischen Tourismus zum Erliegen gebracht. In Tikal, d.h. der weltberühmten Maya Stadt, war fast kein Mensch und insgesamt habe ich wenig ausländische Touristen gesehen.
p.s. ich konnte nicht widerstehen und musste den Zimmerer imitieren - d.h. ich war im lokalen Barbershop - saugeiler Service, cooler Schnitt und immer fette Reggae Musik. Vorher - nachher. 20 Quezales - 3 Euro. Alleine dafür lohnt es sich ja schon fast nach Guatemala zu fahren.