https://www.lapresse.ca/debats/opinions/2022-09-05/montreal-a-t-il-un-avenir-au-sein-du-quebec.php
Ein harter Artikel bzw. eine kritische Meinung aus der frankophonen "La Presse", der hiesigen größten Tageszeitung (Online).
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Rémi Villemure
Rémi Villemure Montréal (La Presse)
Man gibt allgemein zu, dass es zwei Québecs gibt: das spektakuläre, laute Montréal und dann das andere, das sich bescheiden um die Insel herum ausbreitet.
Im Jahr 2018 bestätigten die Ergebnisse der Parlamentswahlen in Québec, dass Montreal nun eine Welt für sich ist. Während die Provinz die Farbe Blau wählte (PQ - mitte rechts), entschied sich die Metropole wieder einmal für Rot (Liberal - mitte), ließ sich aber von einigen orangefarbenen Akzenten verführen (eher so sozialdemokratisch).
In den darauf folgenden Wochen ermittelte eine CROP-Umfrage, dass die Einwohner von Montreal und die Einwohner der übrigen Provinz Québec buchstäblich zwei Geistesgemeinschaften angehörten, die sich hartnäckig weigerten, sich über Identitätsfragen zu verständigen. Die Einwohner von Montreal hatten einen progressiveren Blick auf die Welt - im Sinne der progressiven Ideologie -, während die Einwohner von Québec einen klaren Willen zur Verwurzelung und Bewahrung zum Ausdruck brachten.
Die erste Amtszeit von François Legault (Ministerpräsident von Québec) verlieh der Idee der "zwei Québecs" dann neuen Auftrieb.
Eine weitere Umfrage, die im Januar dieses Jahres veröffentlicht wurde, ergab, dass fast 60 Prozent der Frankophonen in der Provinz das Gesetz über die Laizität des Staates unterstützten. Von den Englischsprachigen, die in Montreal in der überwiegenden Mehrheit leben, sprachen sich 74% gegen diese Vision des Säkularismus aus.
Wenige Wochen vor dem Wahltag sollten wir ehrlich sein: Es ist nur noch eine Frage der Geografie, die Montreal und den Rest von Québec zusammenhält.
Um ehrlich zu sein, hat die Leidenschaft das Nest schon lange verlassen.
Die partitionistische Bewegung
In den letzten Jahren ist sogar eine partitionistische Bewegung entstanden, die derzeit noch sehr marginal ist. Balarama Holness, der unterlegene Kandidat für das Bürgermeisteramt von Montreal im Jahr 2021, träumt immer noch von einem Stadtstaatsstatus für die Metropole und einem einzigartigen Spielraum für die Stadt, um die sprach- und identitätspolitischen Bestrebungen Québecs aufzugeben.
Holness, der bei den letzten Kommunalwahlen über 30.000 Stimmen erhielt und nun Premierminister von Québec werden möchte, stellte letzte Woche klar, dass er sich in dieses Abenteuer stürzt, weil er der Meinung ist, dass die Liberale Partei von Québec nicht mehr für die Einwohner von Montreal arbeitet. Da er von den übergeordneten Interessen der Metropole besessen ist, nutzte er die Gelegenheit, um anzukündigen, dass er im Falle seiner Wahl eine Mautgebühr für die Einfahrt nach Montréal einführen und damit den kostenlosen Zugang für Nichtbewohner der Stadt unterbinden werde.
Natürlich haben Bloc Montréal - die Partei von Balamara Holness - und die Parti canadien du Québec - die Partei von Colin Standish, die das Gesetz 101 abschaffen will (Schutz der französischen Sprache in QC) - kaum eine Chance, am 3. Oktober auch nur einen einzigen Abgeordneten zu stellen.
Ist dies jedoch ein Grund, diese Bewegung nicht ernst zu nehmen? Wird ihr Einfluss schließlich eher schwächer oder stärker werden?
Die Daten der letzten Volkszählung geben uns vielleicht Grund zu der Annahme, dass die Partizipationsbewegung in Montreal eine glänzende Zukunft vor sich hat. Montréal anglisiert sich schneller als der Rest von Québec und könnte nie wieder eine französischsprachige Stadt darstellen. Tatsächlich leben in der Metropole nur noch 44 % der Montrealer, deren Muttersprache Französisch ist. Der Anteil der Personen, die zu Hause am häufigsten Französisch sprechen, sinkt mittlerweile auf 48,3 %.
Aber nicht nur die Hegemonie des Englischen könnte Montreal vom Schicksal Québecs abhalten.
Je mehr Jahre vergehen, desto mehr verzichtet Montréal auf eine gewisse québecische Lebensart. Montréal scheint auf Ruhe und Sanftheit zu verzichten und ist fest entschlossen, sich durch die Verbreitung von akustischer, wirtschaftlicher und auch bewaffneter Gewalt zu entvölkern. Die Kugeln fliegen nun schon zur Abendbrotzeit und das in fast allen Stadtteilen.
Montreal schlägt also heute einen anderen Weg ein, nämlich den der großen multikulturellen Metropolen, die auf französischem Bürgersinn und Höflichkeit herum trampeln. Montréal will vor allem das nächste Toronto werden, sodass es sich schon lange nicht mehr darum kümmert, mit den Bestrebungen Québecs übereinzustimmen.
Eine neue Klasse von Politikern hat diese Dynamik nicht nur erfasst, sondern ist auch zunehmend entschlossen, sie politisch umzusetzen.
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Hier ist gerade Wahlkampf und es geht entsprechend rund. Gestern hat der Ministerpräsident gesagt "man werde sich nicht von Montréal vorschreiben lasssen, was zu tun und was zu lassen ist in Québec". In etwa.
Ganz konkret wurde dieses Jahr meine Einrichtung, weil in Montréal, von einer Ausschreibung (intern) ausgeschlossen weil die Regierung keine Montrealer Projekte sondern nur solche von außerhalb finanzieren wollte.
Genau da nämlich gewinnt die PQ ihre Sitze und somit die Wahl. Somit wurden fast nur Projekte in der "Pampa" gefördert.
Oder wie meinte neulich ein Satiriker: "Québec ist das Land wo man französisch spricht, außer in Montréal".
Mit den "Kugeln" hat er, der obige Autor, allerdings recht, die fliegen in der Tat mittlerweile rechts und links. Da muss was passieren und zwar schnell sonst wird es hier in der Tat irgendwann so zu gehen wie in Toronto, Chicago oder New York.
Aber ich kann die Tür nach wie vor offen lassen und es kommt eigentlich nichts weg. Da hat die Provinz und hat Montréal schon ganz andere Zeiten gesehen, ich sage nur Mafiakrieg und Bikerkrieg. Organisiertes Verbrechen halt.
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