Das fränkische Idiom meiner, unserer (Reisighofer) Großmutter - Gott habe sie selig, sie war eine gute, eine positive, eine wunderbare und liebenswerte Person - dieses genial fränkische Idiom also, scheint das Motto dieser Tage, dieser Jahre, dieser Welt zu sein. Im Moment. Eine Welt im Umbruch.
"Kinnerla, kinnerla, wos soll na nocherd aus dera Weld noch wern?"
Ins Hochdeutsche übersetzt, in etwa:
Kinder, Kinder, was soll bloß aus dieser Welt werden.
"Nocherd" läßt sich verdammt schlecht ins Hochdeutsche übersetzen. Nachher??
Ok, ich habs: noch, was soll bloß "noch" aus dieser Welt werden.
Im Fall meiner Großmutter war es, denke ich, das Unverständnis über die Moderne. Nach zwei Weltkriegen, einer Superinflation mit totaler Geldentwertung, nach diversen technischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Totalumbrüchen, hat sie halt irgendwann die moderne Welt nicht mehr verstanden oder verstehen wollen. Sie hat aber, jeden Tag, akribisch die lokale Tageszeitung gelesen. Immer als Erste. Ich bekam am Anfang immer nur die Sport Seite. Das hat sie weniger bis gar nicht interessiert. Mich eher mehr, vor allem am Montag, wenn der Spielbericht der C-Klasse Kulmbach reinkam und mein Name - meistens jedenfalls - genannt wurde. LOL.
Apropos: die lokale Tageszeitung, namens "Bayerische Rundschau" wurde so ca. gegen 14 Uhr vom Postboten zugestellt. Der kam da immer mit seinem gelben Auto gefahren und hatte auch die "Zeitung" dabei. Das war das Amazon Tempo der 70er. Der Otto Katalog und Quelle. Genial. Irgendwie vermisse ich die Zeiten.
Am Freitag habe ich mir den Bob Dylan Film angeguckt: "A complete unknown". Ich bin da richtig sentimental geworden. All diese jungen Leute welche sich gegen das Establishment auflehnen und eine neue Zeitordnung eingeleitet haben. Die Welt am Rande des Atomkrieges, J.F.K ermordet, Bobby Kennedy ermordet, MLK ermordet, Vietnam am Horizont. Wahnsinn.Dann kam Woodstock, Love, Peace and Happyness.
Ich denke sowas brauchen wir heutzutage wieder: eine aufgeklärte, pazifistische Revolution.
Schauen wir mal was die Tage und Monate so bringen, aber ein bißchen Abstand tut manchmal gut.
Die Tage im Chalet (siehe Joanne oben im Schnee oder mit Sohnemann beim Skifahren) ohne News, ohne Internet, ohne Chaos oder Katastrophen, tun sehr gut. Die einzige Herausforderung ist das Wetter.
Wenn ich nach so einer "offline" Zeit wieder zurück in die "Zivilisation" komme, habe ich oft einen besseren Überblick. Das bilde ich mir jedenfalls ein.
Am Freitag, also am 1. Februar, beginnen die Wahnsinnigen im Süden - scheinbar - ihren (Wirtschafts) Krieg mit Kanada. Da bin ich mal gespannt wie das Ganze dann ausgeht. 25% Strafzölle werden ganz viele Produkte des täglichen Lebens noch teurer machen als sie eh schon sind. Hauptsächlich allerdings für die Pappnasen im Süden.
Lebensmittel sind hier mittlerweile wahnsinnig teuer und die Inflation hat in Quebec gnadenlos zugeschlagen. Auch die Mieten steigen wie verrückt. Wer soll sich das noch leisten? Die Löhne sind jedenfalls nicht adäquat angepasst worden.
Im Moment geht hier eh "die Post" ab: einige große Firmen sind pleite, bzw. Gigaprojekte wie z.B. "Northvolt" waren totale Abschreibungsobjekte und letztlich Milliardenverluste. Amazon macht alles dicht (3000 Arbeitsplätze im Großraum Montreal) weil sich die Arbeiter_innen in Quebec gewerkschaftlich organisiert haben. Das schmeckt Herrn Bezos nicht - da macht er lieber seinen Laden dicht. Soweit zu Amazon, Tesla usw.!
Gestern habe ich mir ein Interview mit Herr Gates angesehen und war erschüttert:
was für ein Weichei und was für ein heuchlerischer Looser. Kein einziges Wort der Kritik am orangenen Vollpfosten oder an seinen Tech-Multimillardär Kollegen. Nur beschönigende Nullaussagen.
Unsere Großmutter hatte schon recht.
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