Sonntag, 10. August 2025

Waskaganish

Erstmal ein kleiner Fahrbericht: 

Ich bin um 6 Uhr 30 morgens, pünktlich, aus Waskaganish weggekommen. Die ersten 30 km waren Asphalt, dann ca. 60 km Schotter und dann nochmal ca. 15 km Asphalt. 

Die Sonne ging gerade auf und die erste Stunde ging es in sehr milden Sonnenlicht gegen Osten. Nach ca. 30 km kommt der 50 km Abschnitt des verbrannten Waldes. Es ist zwar nur Taiga aber es sieht trotzdem apokalyptisch aus. 



Auf den ersten 100 km bis zur "Hauptstraße" haben mich zwei Pickups überholt bzw. ich habe sie vorbei gewunken weil ich es relativ langsam habe angehen lassen.  

Dann kam wieder Asphalt und ca. 250 km ohne jedwedes andere Fahrzeug. Menschenleer. Aber die Straße war gut und ich konnte mit ca. 120 km_h einen guten Schnitt fahren. 

In Matagamie habe ich einen Café getrunken und einen Tankstop gemacht. Danach kommen nochmal knapp 200 km ohne Tanke - bis Amos. Die Strasse geht ab Matagamie - mehr oder weniger - immer gerade aus. Da es keinerlei andere Fahrzeuge gibt kann man mit ca. 140 bis 160 km_h fahren - problemlos. Man muss nur immer auf potentielles "Viechzeugs" aufpassen - z.B. Fuchs oder Reh oder, im gröbsten Fall: Elch. 

Ab Amos sind es dann ca. 100 km bis Val d'Or und dann geht es ca. 250 km durch den La Vérendrye Park durch. 

Nach La Vérendrye ist es fast geschafft: noch ca. 100km bis nach Tremblant und dann bin ich schon fast am Chalet. Insgesamt 1000 km welche ich, ohne Pause und lediglich durch zwei Tankstops unterbrochen, durchgefahren bin.  

Das geht auch nur mit diesem fantastischen Motorrad. Einfach ein geiles Bike. 


Ich habe am Vorabend Yassin kennengelernt. Ein marokkanischer "Biker" welcher in Waska und in anderen Cree Communities als Labortechniker arbeitet. Voll sympathisch und super nett. Wir werden uns definitiv mal in Montreal oder in Rabat wieder treffen. 

Das Wetter war phänomenal und somit konnte ich um ca. 18 Uhr in den See springen und mir den Staub der Fahrt mit einem gepflegten Weißbier runter spülen. 

Jetzt zu meinen Eindrücken. 

Waska war nicht wirklich so wie ich mir das vorgestellt hatte. Das ganze Dorf ist komplett neu gebaut worden, die Straßen sind noch nicht ganz fertiggestellt. Es gibt ein Hallenbad (komplett neu), eine riesige Turnhalle (komplett neu), ein Hockeystadion (komplett neu), eine Feuerwehr (komplett neu), eine Polizeistation (komplett neu), eine Communit Center (komplett neu), ein Krankenhaus (komplett neu) usw., usw.!!!

Mit anderen Worten, das Dorf mit einer Größe von sagen wir mal, Trebgast, verfügt über eine unglaubliche und super moderne Infrastruktur. D.h. Trebgast mit Schwimmbad, Turnhalle, Hockeystadion, Krankenhaus, Flugplatz, etc., etc.!

Es ist verblüffend. Das Dorf hat mich an unsere Modellbaueisenbahnen unserer Kindheit erinnert. So kleine Modellhäuser, irgendwie alle fast gleich und alles komplett neu. 

Es gibt definitiv mehr brandneue Pickups als Einwohner. Niemand läuft auf der Strasse oder fährt z.B. die paar Meter mit dem Fahrrad. Niemand hält sich draußen auf - oder wenn, dann nur spät am Abend und meistens nur Kinder. Angeblich wegen der freilaufenden wilden Hunde. 

Joanne und ich haben jeden Tag, auf unseren ausgiebigen Spaziergängen, säckeweise Müll aufgelesen. Plastik usw.! Wir bräuchten allerdings noch ein komplettes Jahr um Waska komplett vom Müll zu befreien - aber es wäre machbar. 

Das soll jetzt nicht gegen die Cree sprechen aber Sauberkeit und Stolz für sein Haus, seinen Garten, seinen Park und seine Stadt, oder eben das Gegenteil fallen mir immer extrem auf. In Brasilien z.B. liegt nirgendwo auch nur ein ein Blatt Papier rum. Nirgendwo. Ich sehe das in Dachau, am Reisighof, am Chalet, in Japan, Italien oder in Guatemala (Montreal ist ein großes Problem - aber wir arbeiten daran). 

Was mich zum Problem bringt: 

Verantwortung. Die Cree haben - soweit ich das sehe und beurteilen kann - durch ein Abkommen mit Québec und vor allem mit Hydro Québec - wohl erheblich "Kohle" bekommen und investieren dass jetzt in Infrastruktur, in das Sozialwesen in die Gesundheitsfürsorge, medizinische Versorgung und so weiter. Die Kohle haben sie zurecht gerichtlich erstritten weil Hydro tausende von Quadratkilometern ihres Landes überflutet hat und Jagd- und Fischgründe zerstört hat. Die Basislebensform der Cree. 

Die Frage welche ich mir stelle ist aber, sehr vereinfacht ausgedrückt, ob das Neue, das Westliche, wirklich ihr Lebensstil ist? Viele Cree leben nach wir vor vom Jagen und Fischen und bekommen, soweit ich das verstanden habe, unter bestimmten Umständen sozusagen "Sozialhilfe" falls sie ihre alte und jahrtausendealte Lebensweise weiterverfolgen wollen. Der Rest lebt ansonsten in Häusern und in einer Siedlung und in westlichen Strukturen. 67% der Cree Population ist übergewichtig und die Community hat ein großes Problem mit Diabetis. Angeblich gibt es eine genetische Disposition in Verbindung mit Bewegungsmangel und einen vollkommenen Wechsel der Ernärung - d.h. weg von der ursprünglichen Ernährung (Fisch, Wild, Früchte, etc.) hin zu produzierten Nahrungsmitteln (Hot Dogs und fritiertes Essen unter anderem). 

70 % des Personals im Gesundheitswesen (Krankenschwestern, Ärzte, Sozialarbeiter, etc.) sind "eingeflogene" Weiße (white people) welche mit horrenden Gehältern und - relativ -  angenehmen Arbeitsbedingungen nach Norden "gelockt werden".

Niemand dieser "white people" bleibt länger als ein oder maximal zwei Jahre weil kein Schwein die Einsamkeit und Abgeschiedenheit da oben auf Dauer aushält. Niemand. Es sei denn, du würdest immer nur Jagen und Fischen wollen. Vereinfacht ausgedrückt. Das können - glaube ich - nur die Cree. 

Die Cree sind reserviert aber freundlich. 

Das war mein erster Besuch in einer Cree Community aber sicherlich nicht mein letzter.  

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 6. August 2025

Die Cree - eine komplett andere Welt

Ich wollte schon immer mal hoch zu den Cree, habe es aber in knapp 30 Jahren niemals geschafft. Abitibi (ca. 800 km nördlich von Montreal) war meine nördlichste Erfahrung. 

Jetzt bin ich mal ziemlich weit oben und die Cree Community von Waskaganish ist erst seit ca. 2001 mit dem Auto oder Motorrad zu erreichen. Davor gab es noch keine Straße. Weiter oben an der Hudson Bay gibt es noch etliche Cree Dörfer welche nur mit dem Flugzeug zu erreichen sind. 

Seit Samstag sind wir also hier in Waska und wir kriegen einen ziemlich guten Einblick. Es verirren sich - de facto - kaum Touristen oder "Weiße" hier in die Gegend. Es gibt ja auch nichts. Denkt man. Wir sind aber durch Joannes Tochter mit etlichen Cree Freunden und Familien in Kontakt. Wir sind in ein Chalet eingeladen worden, saßen gestern Abend mit ihnen am Lagerfeuer und haben heute geräucherten Fisch mit der Community gegessen und viele Fragen gestellt und viel diskutiert. 

Dabei haben wir heute herausgefunden, dass wir mit dem Boot zu einer Polarbär Expedition hätten fahren können. Das ist Teil eines Forschungsprojektes und findet aber nur alle 10 Tage statt. Schade. 

Es gäbe jetzt viel zu berichten, aber ich muss das erstmal alles ein bißchen verarbeiten und in Kontext bringen. 





 

Morgen früh, wahrlich in aller Frühe, werde ich aufbrechen und zurück zum Chalet fahren. 1000 km Richtung Süden. Etappe 1: 340 km bis zur ersten Tankstelle in Matagami, von da aus nochmal 200 km bis zur Nächsten (Amos) und von da aus nochmal 300 km durch La Vérendrye  - ohne Infrastruktur. Wenn ich um 5 Uhr morgens los fahre könnte ich es bis ca. 19 Uhr schaffen. Es lebe die BMW GS Adventure!! 

 

 


 

Sonntag, 3. August 2025

Waskaganish - James Bay - bei den Cree

Ich bin am Donnerstag vom Büro aus ins Chalet gefahren. Dort habe ich am Freitag (tatsächlich) arbeiten können, weil mir eine Bekannte ihren Internetzugang gegeben hat und ich von ihrer Terrasse aus online gehen kann.

Am Samstag früh sind wir (Joanne mit Tochter 2 im Auto und ich mit der 1200er Adventure - interessante analogie😄) um ca. 7Uhr30 aufgebrochen. Die erste Etappe bis Val d'Or, eine Minenstadt, war mir bekannt. Es geht bis Mont Laurier und dann ca. 3 Stunden durch den Park La Vérendrye. Man tankt in Mont Laurier denn bis Val d'Or sind es ca. 350 km ohne Tankstelle. Von da aus ging es in "unbekannte Territorien".  Von Val d'Or (wo ich nochmal getankt habe und somit ca. 750 km Reichweite hatte) ging es nach Matagami. Das war schon krass weil es ab Amos ca. 200 km durch die absolute unbewohnte Pampa geht. Da gibt es absolut nichts. Aber auch schon gar nichts. Rechts und links wird der Wald total niedergemetzelt für die Papierindustrie und es sieht grauenvoll aus. Gegen 16 Uhr waren wir in Matagami (auch nur eine Minenstadt) und von da aus waren es noch 340 km bis Waskaganish. Da war ich aber schon ca. 8 Stunden auf dem Bock gesessen. Der Wahnsinn. Danach kommt man an eine Art Tor, ein Gate wo man sich einschreibt und angibt wo man hinmöchte (es gibt nur die eine Straße) und wann man so ungefähr anzukommen gedenkt. Falls man nicht auftaucht, schicken sie die "Kavallerie" oder irgendwas. Was mich irritieret hat in dem Moment war die Tatsache, dass die letzten 200km angeblich krasse Schotterpiste sein sollte und jede Menge gefährliche Holz- und sonstige Megalaster unterwegs sein sollen. Die wirbeln dann soviel Staub auf, dass du auf dem Motorrad keinerlei Sicht mehr hast und dann wird es gefährlich. Bei Dunkelheit sollte man überhaupt nicht mehr fahren und außerdem gilt es, auf Tiere zu achten. Elche, Rehe, etc.! Ich dachte "mein Gott - das könnte sich ziehen". 

Um kurz vor 20 Uhr sind wir dann in Waskaganish eingelaufen. Unfassbar. Die letzten 340 km sind tatsächlich unbewohnte Wildnis. Man befindet sich jenseits jeglicher bekannter Zivilisation und die letzten 100km auf dem Schotter waren apokalyptisch weil wir nur durch verbrannte Taiga gefahren sind. Mindestens eine Stunde ausschließlich verbrannte Wälder. Unfassbar. 

Einer der Vorteile "da oben" ist, dass es erst sehr spät dunkel wird. Die 100km Schotter waren dann, im Endeffekt, nur ca. 60 km und zudem relativ gut zu fahren - so wie meine Straßen oben am Chalet in etwa. Damit komme ich gut zurecht und kann fast 100 km_h fahren - falls ich muss. Allerdings kann immer mal ein Elch oder sonstwas kreuzen - man sollte also immer fokusiert sein. Ich bin ja diesbezügich ziemlich "schmerzfrei" aber bei dem Roadtrip war ich froh, dass ich ein "Begleitfahrzeug" dabei hatte und nicht komplett solo gefahren bin denn es gibt auch Funklöcher von ca. 200 km und man bräuchte ein Satellitentelefon. 





Ich habe geschlafen wie ein Stein und heute waren wir dann am explorieren und sind bei einer Cree Familie eingeladen gewesen. In ihrem "Chalet" am Rupert River, kurz vor der Mündung in die James Bay. Hochinteressant.

p.s. ich bin gestern ca. 1000 km im Rauch gefahren - die Sonne war nur Ansatzweise zu erkennen. Manitoba und die Prairies brennen schon wieder. Es ist echt apokalyptisch und wie ich es schon einmal angemerkt habe, wird uns, und das betrifft die nahezu gesamte Menschheit, das Problem der Klimaerwärmung bald massiv einholen. Ich habe vor zwei Jahren die verbrannen Flächen in Oregon und Washington "erfahren" und jetzt die niedergebrannten Flächen hier im Norden von Quebec. Hier oben ist das - mehr oder minder - normal weil durch Blitzschschlag schon immer Wälder verbrannt sind und somit ein sich erneurndes Ökosystem geschaffen wurde. Aber die Temperaturschwankungen sind jetzt auch im Norden viel extremer. Die Jahresdurchschnittstemperatur für August war in Waska normalerweise und historisch ca. 10 Grad. Diese Woche kriegen wir Spitzentemperaturen von ca. 30 Grad - an der James Bay!!! Das sind extreme Abweichungen von der Norm. Alter. 


 


Mittwoch, 30. Juli 2025

So, morgen geht es wieder mal los - diesmal 1000km nach Norden - zu den Cree

Waskaganish. Cree Territorium. James Bay. 

Ich fahre morgen, nach der Arbeit, direkt ins Chalet. Das erspart mir knapp zwei Stunden Fahrzeit. Am Samstag fahre ich dann vom Chalet aus hoch nach "Waska" - 1000 km. Die letzten 300 km bis zur James Bay sind Schotter und Piste. 

Laut Google Maps 12 Stunden reine Fahrzeit. Minus ca. 2 Stunden ab Chalet - also bleiben mir, theoretisch, 10 Stunden. Wenn ich morgens um 7 losfahre, sollte ich ca. 13 oder fast 14 Stunden Tageslicht haben. Bei Dunkelheit wäre der letzte Abschnitt zu gefährlich.  

Durch den La Vérendrye Park bin ich schon ein paar mal gefahren und da gibt es einen ca. 300 km Abschnitt ohne Tankstelle und ohne Zivilisation. Aber mit der BMW Adventure habe ich - vollgetankt - ca. 800 km Reichweite. Somit sollte das kein Problem sein. Nach Val d'Or gibt es auch kein Handynetz mehr. Ich setze somit auf die Zuverlässigkeit unserer Bayerischen Markenproduktion. Die Reifen sind auch top.

 


Von der Hochkultur (Orchestre Symphonique de Montreal - OSM - heute im Park) zur Cree Kultur, nächste Woche. Ich bin gespannt. 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 28. Juli 2025

Und schon wieder Rauch

Es ist mittlerweile schon ein bisschen beängstigend wenn du merkst, dass du mitten im Rauch bist und es kein Entkommen gibt. Am Freitag waren wir, d.h. Joanne und ich, im Biergarten am Lachine Kanal. Spontane Entscheidung weil das Wetter so geil war. Und dann ist mir aufgefallen, dass ich Downtown nur noch wie durch einen Schleier sehen konnte und mir war sofort klar, dass das schon wieder Rauch und extrem schlechte Luftqualität bedeutet. 

Wie muss man sich das vorstellen? Ich merke davon - de facto - fast nichts aber Menschen mit Asthma oder ähnlichen Krankheiten sind wohl deutlich stärker beeinträchtigt. In Montreal joggen die Leute oder fahren Fahrrad (wie wir z.B.), treiben Sport draußen und es kümmert uns wenig. Trotzdem ist es irgendwie beängstigend - falls das jetzt immer so weiter geht und gesund ist es garantiert nicht. Montreal hatte - angeblich - die schlechteste Luftqualität der Welt (was Großstädte anbelangt). Alter!!!   

 

 



Es gibt kein Entkommen. Selbst für Europa oder die USA nicht - wie wir es vor ein paar Wochen ja bereits einmal erlebt haben. Der Rauch ist derartig intensiv, dass er über den Jetstream in der Atmosphäre bis nach Europa gelangt. Oder nach Florida - je nachdem wie die Winde stehen.  Am Sonntag war die "Atmosphäre" dann "wieder einigermaßen rein" - Gott sei Dank. Die Luftqualität war schon wieder deutlich besser und bei unserer sonntäglichen "Ausflugsfahrt" hoch an den Rouge (inklusive Picknick im Fluss) haben wir dann noch einen Elch gesehen. Das ist soweit im Süden relativ ungewöhnlich. 

Mittwoch, 16. Juli 2025

Starkregen, Rauch und extreme Hitze

Momentan kriegt Montreal alles ab. Am Sonntag hatten wir extremen Starkregen mit fetten Gewittern, am Montag kam mal wieder Rauch aus Westen und ansonsten haben wir eine gnadenlose Hitzewelle. So geht das jetzt non stop weiter bis September. 

Da kann man nur aus der Stadt "flüchten". Der Rouge hat mächtig Strömung weil es so unglaublich viel geregnet hat.  Da geht echt die Post ab. 



 

 Von Baden würde ich hier dringend abraten. LOL.  

 

Für die Biker unter uns: ich war mal wieder mit der guten, alten GS 1150 unterwegs. Ich denke nach wie vor, dass das womöglich das beste Bike ist was BMW jemals gebaut hat.  

 



Montag, 14. Juli 2025

Ein Tourist in der eigenen Stadt

 



Selbst nach 30 Jahren fühle ich mich manchmal immer noch wie ein Tourist im "eigenen Land". Es gibt aber auch immer wieder tolle neue Sachen zu entdecken. Z.B. dieses mini Amsterdam Feeling am Lachine Kanal. Wir saßen da draußen in der Bar auf dem Boot, spät Abends, bei 28 Grad Außentemperatur und ich dachte ich wäre in Amsterdam. 

Das Jazzfestival ist beendet aber, wie bereits angemerkt, ein Festival jagt das Andere. "Les nuits d'Afrique" beginnen diese Woche und dann kommt eines meiner Lieblingsfestivals: Das Fantasia Filmfestival. 

Emile macht derweil einen Roadtrip in Québec und erkundet die Fjörds von Saguenay, Charlevoix und andere Regionen. Paula ist in BC, in den Rockies. 

Ich für meinen Teil, werde Anfang August nach Waskaganish fahren - hoch an die James Bay zu den Cree. Ich wollte das schon immer mal erkunden und jetzt bietet sich endlich die Gelegenheit ein paar Tage in einer "First Nation Community" zu verbringen. Das sind ca. 1200 km und ich brauche mindestens 2 Tage da die letzten 300 km nur noch Schotterpiste ist und die Strecke nur bei Tageslicht zu fahren ist - aus Sicherheitsgründen. Ein Handy mit Satellitentelefon bzw. Notfallfunktion ist ebenfalls empfohlen. Das wird spannend. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 7. Juli 2025

In Montréal ist die Hölle los - aber auch höllenmäßiger Verkehr




Ein Festival jagt das Andere, ich komme gar nicht mehr mit. Das "Jazzfestival" (welches sehr wenig mit Jazz zu tun hat) ist nur der Auftakt. Ab jetzt kommt ein Festival nach dem Anderen. Feuerwerk, Akrobatik, Musik, Film - und so weiter. 

Das Ganze bei teilweise unfaßbaren Temperaturen (gestern wurde schon wieder ein Hitzerekord "geknackt"). 

Alter!!! 

Andererseits ist es mittlerweile nahezu unmöglich geworden sich in der Stadt mit einem Fahrzeug zu bewegen. Man bewegt sich nämlich - de facto - kaum mehr. Der eh schon relativ brutale Verkehr ist durch jede Menge gigantischer Baustellen horrormäßig. Jedenfalls komme ich maximal noch mit dem Fahrrad an mein Ziel.

Der ultimative Wahnsinn.   

 

 

 

Donnerstag, 26. Juni 2025

Hitzewelle und neue Rekorde

 https://www.cbc.ca/news/canada/montreal/montreal-weather-temperature-hottest-1.7570728

Das lange Wochenende in Montreal (zwengs Nationalfeiertag) war geprägt von einer (ersten) extremen Hitzewelle mit fast 36 Grad. Inklusive Luftfeuchtigkeit sind das dann ganz schnell "gefühlt" 42 bis 45 Grad Celsius. 

Es werden "öffentliche Kühlräume" eingerichtet und alle Schwimmbäder öffnen so schnell wie irgend möglich. Selbst am Chalet wo die Nächte eigentlich immer einigermaßen kühl werden und wo es normalerweise Nachts so um die ca. 20 Grad hat, war es am Montag Abend gegen Mitterncht noch ca. 28 Grad warm. Sowas habe ich um diese Zeit auch noch nicht erlebt. Ich denke auch oben am See wurden Rekorde gebrochen. Wir haben teilweise den halben Tag im See bzw. im Riviere Rouge verbracht. Sprichwörtlich. Das Wasser im Fluss hat sich innerhalb von einem Tag "gefühlt" um ca. 2 bis 3 Grad aufgeheizt. 

Freunde, welche aus Montreal dazugestoßen sind, haben berichtet, dass es in der Stadt "unerträglich" war. Das ist ein interessantes Fänomen: im Winter schließen sich die Menschen aufgrund der extremen Kälte ein und im Sommer müssen sie sich jetzt "nach innen retten" wegen der Hitze. Ein Obdachloser ist in seinem Zelt tot aufgefunden worden und ich bin mal gespannt ob er wegen der Hitze gestorben ist. 

 

 

Dieser gigantische "Block", diese riesige Masse an Häusern und Gebäuden erwärmt sich tagsüber extrem und gibt dann nachts die Hitze wieder ab. Es ist im Grunde genommen, ein einziger, riesiger Speicherofen. 

Jetzt sind wir aber gerade ersteinmal am Anfang des Sommers. Die "richtigen" Hitzewellen kommen in der Regel gegen Ende Juli und im August. Dann "geht hier die Post" ab. Kaddl und die Heisinger Gang kann sich schon mal "kühl anziehen". LOL. 

Für die Kids in unserer Einrichtung (Jugendarbeitsamt) bieten wir in Zukunft einen gekühlten Raum an mit Küche und sogenannten "Beanbags" wo sie chillen und abkühlen können. Tagsüber. In meinem Büro ist es immer "wunderbar angenehm kühl".

In unserem persönlichen Fall sind wir priviliegiert da wir a) eine "Thermopumpe" im Haus haben mit Klimafunktion und b) können wir einfach in die Hütte am See fahren und dort wird es eigentlich (fast) nie richtig extrem heiß. 

Im Moment hat es sich - Gott sein Dank - abgekühlt aber für Sonntag und die nächste Woche sind bereits wieder Temperaturen jenseits der 35 angekündigt.  

Der Sommer ist somit da und zwar in seiner extremen Form. 

 

 

 

Dienstag, 17. Juni 2025

Summer in the city

Der Grand Prix ist vorbei und tausende von Touris haben die Stadt wieder verlassen. Über das Wochenende waren 350000 Leute bei dem Rennen und die Formel 1 Woche ist die, wirtschaftlich gesehen, wichtigste Woche des Jahres für Restaurants, Hotels und alles was in irgendeiner Form vom Tourismus lebt. 

Ich habe mich, wie eigentlich immer in den letzten Jahren, dem Wahnsinn entzogen und bin stattdessen mit dem Fahrrad bzw. mit dem Motorrad in die Pampa gefahren. In Downtown war echt die Hölle los - ein Festival neben dem Nächsten und massenweise Touris aus aller Herren Länder. 


Die Sicht auf den Saint Laurent beim Lac St.-Louis ist cool. Ich kann mir immer nicht vorstellen, dass das ja ein Fluss ist und kein eigentlicher See. Allerdings waren am Sonntag morgen selbst auf den Fahrradwegen wahnsinnig viel Leute unterwegs.  

Lili ist wieder im Land und wird mir heute Abend sicher von ihrem Oberfranken und Berlin Trip berichten. Danke an die Gang in Franken.

Die nächsten zwei Wochen werden entspannt da wir zwei lange Wochenenden haben. Erst ist ja der Quebecer Nationalfeiertag und dann kommt der kanadische Feiertag. Danach ist hier "Schicht im Schacht" und es kommt der Sommer. 

Die Avenue Mont-Royal ist rappelvoll und auf zwei km sind nur Kneipen, Terrassen, Restaurants und Bars und es herrscht eine wirklich nette, großstädtische Atmosphäre. Der Sommer kann kommen. 
 

 



Dienstag, 27. Mai 2025

4500 Kilometer auf dem "Bock"

 






Das sieht alles nicht nach Motorradfahren aus, ist es aber gewesen. Ich habe die letzten 4 Wochen ca. 4500 km abgespult. Heute stand, als Abschluss, noch der Ritt von Moos (Dolomiten) zurück nach Kulmbach an. Der Brenner war eine einzige "Krankheit". Stau, Stau und nochmals Stau - das mache ich so schnell nicht wieder. 

400 km deutsche Autobahn sind auch keine Zuckerschlecken aber wir, d.h. Brüderchen (inklusive Claudi), sind relativ gut durchgekommen obwohl das Wetter in den Dolomiten am Morgen wirklich grottenschlecht aussah. 

In den vier Wochen in denen ich jetzt von Oberfranken aus nach München gefahren bin, dann durch Marokko inklusive Sahara, über den Großglockner in die Dolomiten, von da aus in die Toskana und dann wieder zurück, also in diesen 4 Wochen, hatte ich insgesamt ca. 20 Minuten Regen. Damit kann ich echt gut leben. 

Das Wetter in der Toskana war relativ schlecht aber unser "Timing" hat uns irgendwie immer gerettet. Wir hatten unglaubliches Glück und sind häufig, total zufällig, um diverse Gewitter "herumgefahren" oder der extreme Regen war links oder rechts aber nie über uns. 

Genial. 

Weinprobe mit Antipasto im Chianti mit einem Blick fast wie am Reisighof, Besuch bei der Balsamico Produktion, zwei Tage in Modena (geile Stadt) und Pitstop bei Emmi in Südtirol. Immer gut. Ein geiler Trip.

Was mir in Italien im Vergleich zu "früher" aufgefallen ist:

Es gibt fast keine Kreuzungen mehr sondern nur noch Kreisverkehr und das macht alles sehr "fluide" und sorgt für einen gut fließenden Verkehr. 

Es gibt "Kebab" an allen Ecken und Enden?? Warum?

Italien hat Hochgeschwindigkeitszüge zwischen z.B. Modena und Mailand bzw. Turin und das sieht alles sehr modern und sehr effizient aus. 

Es wird "recycled" was "das Zeug hält" und die Städte und Dörfer sind super sauber. Im Apennin stehen in jedem Dorf recycling Container herum. 

Apropos: die gute, uralte GS 1100 (BJ 1998) ist gelaufen wie am Schnürchen - ein super klasse Bike. Für so eine alte Kiste läuft das Motorrad sensationell gut - das war eine wirklich gute Investition. 

 

 




 

 



Freitag, 23. Mai 2025

Die gute alte (teure) Toskana






Mittlerweile ist es ja in Oberfranken so warm, dass man in die Toskana "zur Abkühlung" fährt. Jedenfalls ist es, laut Wetterbericht, in Franken deutlich besser und wärmer als hier. 

Aber sei es drum, so ist das halt. Pisa, San Gimignano, Siena - das ganze Programm also. Im Chianti. 

Die Preise sind relativ hoch und die Toskana ist halt insgesamt teuer - schon seit vielen Jahren. Kroatien, Albanien und vor allem Marokko sind dagegen echt spott billig. 

Deshalb wird das auch mein vorerst letzter Besuch hier sein. Das langt dann auch mal denn weiter unten wird es wärmer, trockener und überall sonstwo ist es billiger und genauso schön. 

Aber Joanne hat das jetzt gesehen und besucht und vom motorradfahrerischen Aspekt ist es sensationell. Nur geile, klitzekleine und abartig kurvige Straßen. Super. Wettermäßig hatten wir insgesamt bis dato "Motorrad Glück" und es hat mich nur ein einziges Mal richtig erwischt, mit Hagel und ca. 20 cm Wasser auf der Straße. 

Es sind noch relativ wenig Touris unterwegs, nur ein paar doofe, fette Amis. Aber mit denen hat man ja jetzt keinen Kontakt mehr.😎

Ab morgen geht es wieder Richtung Norden, der Zimmerer sollte heute Abend dazu stoßen und dann geht es, ab Montag, wieder Richtung Bayern und Oberfranken. 





 



Samstag, 17. Mai 2025

Monte Cimone

 







Wenn auf einem Berg Schnee liegt, zolle ich ihm grundsätzlich schon mal Respekt. Falls ich da rauf will meine ich. Der Monte Cimone. 

Fussmässig war ich schlecht ausgerüstet - Markus wäre nicht begeistert - lediglich Running Shoes. Ansonsten aber imerhin mit Motorrad Klamotten und die sind halt fast Alpin, d.h. ok, auch bei Regen und Wind. 

Und dann, wie das halt so ist: man latscht bei Sonnenschein und ca. 18 Grad los und drei Stunden später, auf über 2100 Metern, schlägt plötzlich das Wetter um und des fängt an zu schneien. 

Aber wie gesagt, meine Klamotten waren okay und ich hätte mir lediglich ein paar ordentliche Bergstiefel gewünscht. 

Aber abgesehen davon, habe ich endlich mal das gemacht, was ich mir schon seit 40 Jahren oder länger sage: bleib einfach mal da, wo keine Sau ist. Halt einfach mal im nirgendwo an und bleibe mal ein paar Tage. 

Somit habe ich mir vor drei Tagen auf Google Maps einen Punkt gesucht, habe eine Location "am Arsch der Welt" gebucht und wollte eigentlich nur eine Nacht bleiben. Aber der Ort ist magisch. Mein Blick von meinem Zimmer ist gigantisch, die Osteria nur cool, nur Italiener. Kein einziger Tourist - nicht meilenweit. Niemand spricht auch nur ein Wort Deutsch oder Englisch. Aber eine supernette Frau hier spricht etwas Französisch. Damit komme ich durch. 

The place rocks. 

Auf der Wanderung heute habe ich genau 5 Leute getroffen. Die zwei Verrückten mit den Touring Skis, einen Typen mit zwei Hunden, unterhalb des Gipfels und zwei Figuren am Horizont, irgendwann mal. 

Der Apennin ist teilweise absolute Wildnis. Nicht umsonst gibt es hier Wölfe und Bären. Die Landschaft ist grandios und es könnte auch bei mir am Chalet sein, irgendwo in der kanadischen Wildnis. 

Die Temperaturen schwanken von 25 Grad plus am Tag bis zu 0 Grad in der Nacht. 

Das erinnert mich alles ein bißchen an Kanada. 





Freitag, 16. Mai 2025

Wie geht sowas?? Und warum machen wir das?? Reisen??







Vor langer, langer Zeit, da bin ich mal mit Freunden (Sam und Susie aus "Burchkuscht" unter anderem) kurz vor Weihnachten in das Land der Griechen aufgebrochen. Aus verschiedenen Gründen. Unter anderem, weil mich die Eltern eines "in Griechenland verschollenen Freundes", ihres Sohnes, darum gebeten hatten. Das habe ich bloß niemanden erzählt - der Hintergrund dieser Geschichte wäre ein Buch wert. 

Susie hat neulich mal meinen Blog gelesen und mir ein paar Bilder geschickt. Wir fanden den 'verlorenen Sohn' tatsächlich (einfacher gesagt als getan - er ist auf dem Bild unten im Hintergrund) und alles war eigentlich in Ordnung. 

 



Keine Ahnung, wo der Hund herkam. 

Wir hatten Zeit, kaum Geld aber einen Daimler Diesel 240 D (echt wichtig wegen Verbrauch und Reichweite). Sam, als erfahrener Weltreisender, schon damals, hatte jede Währung dabei (Schilling in Öselland, irgendwas Jugoslawisches fur den sogenannten "autoput", ich glaube noch was albanisches und halt Drachmen, für Griechenland - das war alles vor INTERNET Zeiten und EC Karte oder gar Kreditkarte gab es nicht. Außerdem, das weiß ich noch ganz genau, hatte er einen Benzinkanister mit Diesel im Kofferraum. Insgesamt hat uns das, bei dem Verbrauch des Autos, ca. 1000 km Reichweite gegeben. Wie gesagt, wir hatten echt keine Kohle. Aber Zeit und Abenteuerlust. Außerdem hatten wir einen Auftrag: findet unseren Sohn und - falls möglich - bringt ihn gesund nach Hause. 

Ich glaube mir fällt gerade ein, wo ich diese Zeilen schreibe, dass mir sein Vater auch etwas Kohle zugesteckt hat für den Trip. Ist schon ne Weile her. 

Mein Vater hat mich - zufällig - beim Packen getroffen und gefragt was ich wohl mache. Als ich ihm erklärt habe, dass wir nach Griechenland aufbrechen, am 21. oder 22. Dezember, hat er nur kurz mit dem Kopf geschüttelt und ist weitergegangen. 

Wahrscheinlich hat er gedacht, ich hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank. Aber im Endeffekt hat keiner von uns diese Reise jemals wieder vergessen. Die Gastfreundschaft der griechischen Menschen war unfassbar und wir waren an unglaublichsten Orten (Meteora, Delphi, Olymp, etc.) und meistens alleine, ohne andere Besucher. 

Was mich zu den obigen Bildern bringt. Ich sitze gerade im Apennin und habe eine wunderschöne Osteria gefunden mit einem grandiosen Ausblick und mit super freundlichen Personal. 

Da arbeite ich jetzt einen Tag, mache mein Teammeeting später am Nachmittag, schreibe emails, schicke einen oder zwei Berichte und arbeite ein paar liegengebliebene Sachen auf. 

Sowas geht halt heutzutage. Die digitalen Nomaden sitzen ja überall. Somit kann ich mal kurz mit Töchterchen in die Sahara düsen, dann wieder nach Minga zu Schwesterchen gehen und von da aus über die Alpen und den Großglockner nach Süden fahren. Vom "trockenen" Muslimland in den Bayerischen Biergarten und von da aus über die Alpen in Richtung Toskana und ins Chianti. 

Apropos: der Schaden am marokkanischen Motorrad beläuft sich im Endeffekt auf 600€ - das ist zwar blöd und war nicht einkalkuliert aber das ist halt das Risiko das ich eingehe bei solchen Sachen. Dafür waren die restlichen Kosten für z.B. Unterkünfte unglaublich günstig. 

Die gestrige Fahrt durch die komplett "verlassenen Dolomiten" war fantastisch. Ich bin nur kleinste Strecken gefahren und es war kein Mensch und vor allem kein anderes Motorrad unterwegs. 

In Sexten war alles dicht - nicht eine Herberge zu finden. Emmi "chiuso". Ich wollte eigentlich in Sexten einen Tag wandern aber daraus wurde nichts. Alles ist geschlossen. 

Selbst in Cortina war fast nichts auf und die kommende Olympiastadt war seltsam menschenleer und verlassen. 90% der Wohnungen dort dienen scheinbar nur dem Winter- und Sommertourismus und werden vermietet. Cortina glich einer absoluten Geisterstadt. Ansonsten putzen sie das Städtchen gerade für die kommende Winterolympiade heraus und überall wird gebaut, renoviert und gewerkelt. 

Morgen geht es weiter und dann bleiben noch ein paar Tage Toskana. Auf gehts.