Donald Trump: Welch eine Ironie!
Die Wirtschaftspolitik von Donald Trump ist vor allem ein Selbstbereicherungsprogramm für die alten Eliten.
Es sieht ganz so aus, als müssten sich die Amerikaner unter Donald Trump
an eine neue Rolle gewöhnen: die des Opfers. Aus Sicht des neuen
Präsidenten hat sich der Rest der Welt zusammengetan, um der
US-Mittelschicht den ihr zustehenden Wohlstand "zu entreißen" und sich
auf Kosten von "Millionen von amerikanischen Arbeitern" hemmungslos zu
bereichern.
Doch das sind – um in
Trumps Jargon zu bleiben – Fake-News. In Wahrheit geht es ihm um etwas
ganz anderes: Er macht aus einem inneramerikanischen Verteilungskonflikt
einen weltweiten und lenkt damit von den eigentlichen Problemen ab.
Denn auch siebzig
Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gilt: Kein Land verfolgt
international so entschlossen seine Interessen wie die Vereinigten
Staaten, die ihre Ordnungsvorstellungen noch im hintersten Winkel der
Welt verteidigen. Die Globalisierung ist eine amerikanische Erfindung,
durchgesetzt wurde sie von Institutionen wie dem Internationalen
Währungsfonds oder der Weltbank, in denen die Amerikaner den Ton
angeben. Und zwar nicht, um anderen Ländern damit einen Gefallen zu tun,
sondern in der Überzeugung, dass eine wirtschaftlich prosperierende
Staatengemeinschaft langfristig im amerikanischen Interesse ist.
Niemand hat die Amerikaner gezwungen, die Steuern zu senken und Kriege zu führen
Man
kann lange darüber streiten, ob der freie Welthandel seine
Heilsversprechen eingelöst hat. Die Vorstellung aber, die USA seien von
der Globalisierung überrollt worden, ist abwegig. Die amerikanische
Wirtschaftsleistung hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren mehr als
verdoppelt. Das ist für eine reife Volkswirtschaft durchaus ordentlich.
Viele Amerikaner haben an der Öffnung der Märkte gut verdient – das gilt
nicht zuletzt für die Mitglieder im Kabinett der Multimillionäre und
Milliardäre des Donald J. Trump.
Keine Frage: Zu viele Menschen haben von diesem Wohlstand zu wenig abbekommen. Aber sind die Chinesen schuld
daran, dass George W. Bush fast zwei Billionen Dollar für einen
sinnlosen Krieg gegen den Irak ausgegeben hat, während – wie Trump
richtigerweise feststellt – die amerikanische Infrastruktur seit vielen
Jahren "auseinanderfällt und verrottet"? Sind die deutschen
Exportüberschüsse dafür verantwortlich, dass der Spitzensteuersatz in
den USA heute nur noch etwa halb so hoch ist wie in den siebziger
Jahren? Und tragen die Mexikaner die Verantwortung für die Entfesselung
der Wall Street, die Millionen einfacher Amerikaner den Job gekostet
hat?
Und vor allem: Was sagt es eigentlich über den selbst ernannten Arbeiterfreund Donald Trump aus, wenn dieser ankündigt, die Steuern weiter senken und die Banken wieder deregulieren zu wollen? Wenn er als eine
seiner ersten Amtshandlungen im Oval Office die unter Barack Obama
eingeführte staatliche Krankenversicherungspflicht lockert? Nach
Schätzungen des Kongresses könnte allein das dazu führen, dass etwa 32
Millionen Amerikaner ihren Versicherungsschutz verlieren.
Was an Donald Trump so fasziniert, ist, dass ausgerechnet ein Unternehmer
nach Jahren des Primats der Ökonomie die Rückkehr des Politischen zu
verkörpern scheint. Man kann seine Antrittsrede so lesen, als sei hier
einer nicht mehr bereit, die Globalisierung als unabänderliches
Schicksal hinzunehmen – und trete ihr stattdessen im Namen der
nationalen Selbstbestimmung mutig entgegen.
Diese Faszination wird nicht durch Empörung über sein schlechtes
Benehmen geschmälert, sondern nur dadurch, dass seine Politik ganz klar
als das benannt wird, was nach Abzug der Gerechtigkeitsrhetorik übrig
bleibt: ein Selbstbereicherungsprogramm für die alten Eliten. Wirklich gestalten lässt sich die Globalisierung nur durch
mehr,
nicht durch weniger internationale Zusammenarbeit – bei den Steuern, beim Klima, bei der Migration.
Dieses dem mächtigsten Mann der Welt beizubringen wird auch die Aufgabe der deutschen Kanzlerin
sein – im Idealfall durch gute Argumente, aber zur Not auch durch eine
Politik, die den Preis der Abschottung für Trump zumindest in die Höhe
treibt. Für amerikanische Konzerne wie Facebook und Google ist Europa
ein wichtiger Markt, die Amerikaner unterhalten Militärbasen in vielen
Ländern der Welt, sie nutzen Spitzentechnologie aus Deutschland.
Das muss nicht so bleiben.
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